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Kellernotizen

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• „Gog und Magog — zur Zeit in der „Tribüne“ im Cafe Landtmann zu sehen — heißt eine spannungsgeladene, unterhaltsame Komödie, für die Gabriel Arout, Ted Allan, Roger MacDougall als Autoren und Hans Weigel als Übersetzer zeichnen. Unter der Regie von Oskar Willner gewinnt der sympathische Heinz Petters in der Rolle des jungen Mannes, der als sein eigener Doppelgänger auftritt, um als dieser frei von allen Vorurteilen seiner Anverwandten an Selbstvertrauen zu gewinnen und sowohl als Mensch wie auch als Künstler zur ungehemmten Entfaltung zu gelangen, die Herzen des Publikums mit kabarettistischem Charme. Als Anerkennung für profilierte Rollengestaltung nahmen auch Edith Hieronymus, Monika Orthofer, Fritz Holzer, Georg Corten und Norbert Kammil den begeisterten Applaus der vergnügten Zuschauer entgegen.

9 Im Theater im Palais Erzherzog Karl (Annagasse) gibt man „Die Brigitta“. Audiberti verpackt seine Aussagen in ein geheimnisvoll schillerndes, phantastisches Traumgewebe und flüchtet sich vor der Ausweglosigkeit seiner Bühnenschicksale in einen bitteren Humor, der nicht das befreiende Lachen, sondern das erstarrte Lächeln der Zuschauer bewirkt. In seinem 1962 geschriebenen Stück „Die Brigitta“ führt er uns, das Motorrad Marke „Brigitta“ als szenisches Hilfsmittel benutzend, in die Bezirke menschlichen Elends. Die außerordentlich begabte Gudrun Geier rührt in der Gestalt der häßlichen, armseligen „wandelnden Katastrophe“ mit dem Namen Paulette. Auch die übrigen Darsteller, vor allem Hans Walter Klein und Eva Petra, führte der Regisseur Jochen Bauer im mit zarten Schleiern hingehauchten Bühnenbild von Dieter Langthaler zu prächtigen schauspielerischen Leistungen.

• Den „Komödianten“ auf dem Wiener Börseplatz darf man wieder einmal zu einer gelungenen Inszenierung gratulieren. Regisseur Conny Hannes Meyer läßt durch folgerichtige Interpretation der Krampf lyrik von Friederike Kempner (1836—1904) in der Darstellung durch die dezent komische Ilse Scheer die ..schlesische Nachtigall“ lebendig werden. Des Lachens ist kein Ende, wenngleich durch all die Heiterkeit auch ein Hauch von der Tragik eines Menschenschicksals spürbar wird.

• Daß im „Theater am Belvedere“ (Wien IV, Mommsengasse 11) zur Zeit in den beiden Einaktern „Ein gebildeter Hausknecht“ und „Ein Zeitvertreib“ nur verwässerter Nestroy geboten wird, liegt wohl an der mangelnden Persönlichkeit der jungen Hauptdarsteller, zum Teil aber auch an der Regieführung durch Dr. Irimbert Ganser, in der der spielerische Charme zu kurz kam, mit dem Nestroys gescheite Bosheiten serviert werden müssen. Heinz Lorenz als Hausknecht läßt noch am ehesten den Geist Nestroys erahnen.

• Der 32jährige Deutsche Gert Hojmann hat in seinem Stück „Der Bürgermeister“ (Ateliertheater am Naschmarkt) vor allem in dramatischer Hinsicht zu dem oft behandelten Thema von der Bestie im Menschen einige beachtenswerte Einfälle hinzuzufügen, verdirbt sich aber schließlich alles durch seine platten Vordergründigkeiten, mit denen er wohl auch dem dümmsten der Zuschauer klarmachen möchte, daß der aktuelle Anlaß zu seinem „zeitlosen“ Werk das Hitler-Regime gewesen ist. Der Regieneuling Hans Neuenfels führte seine Schauspieler, von denen Heinz Trixner hervorgehoben werden muß, in einem sehr beweglichen Darstellungsstil, Jean Veenenbot stellte ein geglücktes Bühnenbild bei.

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