La Cage aux Folles - © Foto: © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

„La Cage aux Folles“ in der Wiener Volksoper

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„La Cage aux Folles“ mit Drew Sarich und Viktor Gernot in der Wiener Volksoper: Eine temporeiche Komödie, ein pointiert-ironisches Spiel mit Geschlechtern, vor allem ein Plädoyer für Offenheit, Toleranz, Großzügigkeit und gegen jegliches Vorurteil:

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„La Cage aux Folles“ mit Drew Sarich und Viktor Gernot in der Wiener Volksoper: Eine temporeiche Komödie, ein pointiert-ironisches Spiel mit Geschlechtern, vor allem ein Plädoyer für Offenheit, Toleranz, Großzügigkeit und gegen jegliches Vorurteil:

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Ob die konzertante Aufführung von Alexander von Zemlinskys musikalischer Komödie „Kleider machen Leute“ ebenso mit Standing Ovations bejubelt worden wäre wie die Premiere der Neuproduktion von „La Cage aux Folles“? Darüber lässt sich nur spekulieren. Wegen Corona mussten die vier Zemlinsky-Vorstellungen, die daran erinnern sollten, dass der Komponist zwischen 1904 und 1910 als Musikdirektor der Wiener Volksoper wirkte, ersatzlos abgesagt werden. Zum Glück traf dieses Schicksal nicht Jerry Hermans Musical „La Cage aux Folles“, mit dessen Produktion aus 1991 das Haus am Währinger Gürtel eine Erfolgsgeschichte sondergleichen schrieb.

Nicht weniger als 187 Male stand es hier bis 2007 auf dem Programm, vor allem geprägt durch seine beiden ersten Hauptdarsteller: die Burg-Mimen Frank Hoffmann und Karlheinz Hackl als homosexueller Nachtclubbesitzer Georges und sein Lebensgefährte Albin (alias Zaza). In seiner letzten Saison hat Volksopernimpresario Robert Meyer – diesmal zu erleben als der von konservativer Moral durchdrungene Abgeordnete Edouard Dindon – diesen Reißer erneut ins Repertoire seines Hauses aufgenommen. Nach den Eindrücken des Premierenabends sollte auch dieser neue „Käfig voller Narren“ auf eine Vielzahl von Aufführungen zählen können.

Wiederum dominieren die beiden Hauptdarsteller: Volksoperndebütant Viktor Gernot als etwas in die Jahre gekommener, soignierter Georges und der ihm nicht nur an tänzerischem Elan überlegene, mit Brillanz und Selbstverständlichkeit in seine unterschiedlichen Rollen schlüpfende Drew Sarich als sein exaltierter Lebenspartner und gleichzeitig gefeierter Star von Georges’ schriller Revue. Er muss am Ende auch noch die Mutter von Georges’ Sohn Jean-Michel (blass: Oliver Liebl), den sie beide aufgezogen haben, mimen, um dessen beabsichtigte Ehe mit Anne (bagschierlich: Juliette Khalil), der Tochter des verklemmten Abgeordneten, zu ermöglichen.

Eine temporeiche Komödie, ein pointiert-ironisches Spiel mit Geschlechtern, vor allem ein Plädoyer für Offenheit, Toleranz, Großzügigkeit und gegen jegliches Vorurteil: Dieses Musical-Bild vermittelt auch die bisher an der Volksoper als Choreografin hervorgetretene Melissa King in ihrer vom bunten Bühnenbild von Stephan Prattes begleiteten, auf klare Personenführung konzentrierten, schwungvollen Regie. Gesellschaftskritik bleibt nicht ausgespart. So symbolisiert King das in der Mascara-Nummer angesprochene Thema der Geschlechtergerechtigkeit dadurch, dass sie in Anlehnung an die legendäre US-amerikanische Höchstrichterin Ruth Bader Ginsburg die Gruppe der Cagelles in Richterroben, hinter denen sich ihr Sex-Outfit verbirgt, auftreten lässt. Dafür, dass es auch musikalisch moussiert, sorgte Lorenz C. Aichner am Pult des mit viel Animo aufspielenden Volksopernorchesters.

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