6707731-1964_07_15.jpg
Digital In Arbeit

Linzer Theaterfasching

Werbung
Werbung
Werbung

Als Linzer Erstaufführung wird im Großen Haus des Linzer Landestheaters Giraudoux' romantisches Märchen „Undine“ gespielt. Es offenbart besonders deutlich die für Giraudoux charakteristische Verbindung von romantischem Zauber mit Intellekt, deutschem Gemüt mit französischem Esprit, imaginärer Welt mit moderner Problematik. Alexander Wagner gestaltet in seiner Regie allerdings mehr ein Ritter- als ein phantastisch-romantisches Märchenstück. In der Hauptrolle vermag Helga David als Undine das Naturhafte, Ungebundene mit leidenschaftlichem Gefühl und hingebungsvoller Liebe glaubhaft zu verbinden. Wolf Oeser ist der unbekümmerte junge Ritter Hans von Wittenstein, der auszog, um die von der Dame seines Herzens aus übermütigem Hochmut gestellten Aufgaben zu erfüllen, jedoch der urwüchsigen Kraft des Naturwesens mit gleichzeitig dienender und herrschender Liebe verfällt. Christine Buchegger als Gräfin wird zuwenig kontrastiert und scheint weniger kalt berechnend als innerlich unbeteiligt. Eine prächtige schauspielerische Leistung ist Ernst Ernsthoff als Wasserkönig zu danken, der sich in unnahbarer Würde über die Menschen erhaben weiß. Auch die übrigen Mitwirkenden wurden den ihnen gestellten Aufgaben voll gerecht. Ein werkgerechtes Bühnenbild schuf Heinz Kot-tel. Das Nixenballett wurde stilvoll von Jean Pierre Genet geleitet. Das Linzer Publikum nahm Stück und Aufführung beifällig auf.

In einer Neubearbeitung von Johann Nestroys „Theaterg'schichten“ hielt sich Dr. Hans Krendlesberger an Nestroys Wort: „Bis zum Lorbeerbaum versteig' ich mich nicht; g'fallen sollen meine Sachen; -Sich; iWferhalten. lache! sollen' \T 'ieüt;' Wenn !<fes“j!ücIiP(i>njI/rßu/führung“ gebracht wird, ist dies insofern berechtigt, als bei diesen G'schich-ten, bei denen Liebe, Intrige, Geld und Dummheit die Hauptrollen spielen, mehr auf das Konto Krendlesbergers als Nestroys zu buchen ist. Aus einem schwachen Lustspiel wurde eine zügige Posse, zumal vom Bearbeiter die bei Nestroy vielfach dürftig angelegten Frauenrollen bereichert und aktiv in das Geschehen eingebaut wurden. Die Wahl von Hans Pero für die musikalische Betreuung des Stückes — die ursprüngliche Musik ging verloren — trug zum Gelingen des Abends bei. Er schuf leicht eingängige Weisen mit Anklängen an Wiener Volksmusik und melodiöse Couplets, Leo Kliegel ein einstimmendes Bühnenbild. Als Regisseur war Krendlesberger weniger auf einen ausgefeilten Nestroy-Stil als auf Unterhaltung bedacht, doch so, daß echte Nestroy-Weisheit nicht unterging. Die Überraschung des Abends war wohl Elfriede Gollmann, die nach der vorbildlichen Gestaltung der Titelrollen in Brechts „Mutter Courage“ und Garcia Lorcas „Bernarda Albas Haus“ nun in Sprache, Gestik und auch Gesang als Schmierenstar Rosaura eine vorbildliche Nestroy-Type kreierte. Ein dezenter Nestroy-Ton gelingt Hilde Brauner als Philippine. Die oftbewährten Nestroy-Spieler Gerhard Hofer als theaterbesessener Matthias Damisch und Rudi Joksch als Theaterdirektor Schofel holen aus ihren Rollen an Humor, Witz bis zur grotesken Komik, was diese hergeben, während Peter Schratt mehr durch eine parodistische Note zu wirken sucht. Da auch alle anderen Rollen gut besetzt waren, unterhielt sich das Publikum glänzend, und das Linzer Landestheater hat seinen Faschingsschlager.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung