Der oberösterreichische Musiker, Tänzer und Choreograph Simon Mayer gehört momentan zu den spannendsten Bühnenkünstlern die das Land hat. Bisher hat er seine auch international beachtliche Karriere vor allem seiner augenzwinkernden und intelligenten Überführung des volkstümlichen Brauchtums ins Ausdrucksrepertoire des modernen Tanzes zu verdanken.
In Stücken wie "SunBengSitting" (2014), wobei die 'Sunbeng' im oberösterreichischen Dialekt die Sonnenbank vor dem Hof bezeichnet, oder dem sehenswerten "Sons of Sissy"(2015) setzt er sich mit dem ländlichen Brauchtum auseinander. Dazu gehören das 'Goaßlschnalzen' ebenso wie das Fahnenschwingen, das Jodeln und der volkstümliche Tanz. Bei seinem Rückgriff auf die Elemente des ländlichen Kulturguts geht es Mayer weniger um Fragen der regionalen Identität, der Tradition, noch geht es ihm um Kritik oder um Lossagung von Konventionen oder gar um eine Abrechnung mit zementierten Geschlechter-Rollen. Vielmehr ist es ihm um Erweiterung des künstlerischen Ausdrucksrepertoires jenseits von Konventionen und Spartengrenzen zu tun.
Was Mayer sucht, ist der Dialog zwischen den Kulturen, die produktive Konfrontation von Tradition und Moderne.
Rauschhafte Performance
In seiner jüngsten Arbeit, mit der das brut die Saison eröffnet, kommt Mayers Überschreitungsgestus noch deutlicher zum Tragen. "Oh Magic" ist irgendwo zwischen Konzert und Tanz verortet. Für ihn, der Musiker und Tänzer ist, gibt es keine Rollenfestlegung. So fangen sie als Musiker an zu tanzen und umgekehrt bringen sie als Tänzer die Instrumente mit allen nur erdenklichen Körperteilen zum Klingen.
Darüber hinaus versucht Mayer, die Potenziale der technischen Entwicklung durch Automatisierung und Digitalisierung, die gegenwärtig unter dem Schlagwort "Industrie 4.0" diskutiert werden, für die Bühne zu nutzen. Ein selbstfahrendes Mikrofon nimmt als gleichberechtigter Roboterpartner des vierköpfigen Menschen-Ensembles beträchtlichen Einfluss auf den Gang dieser rauschhaften Performance. Sehenswert.
