Fräulein Gottes - © Foto: Gerhard Kresser

Michael Köhlmeiers „Lamm Gottes“: Des Teufels Spuren sind lebenslängliche Blessuren

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Franz Mayrhofer über Michael Köhlmeiers "Lamm Gottes" im Schauspielhaus Salzburg.

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Franz Mayrhofer über Michael Köhlmeiers "Lamm Gottes" im Schauspielhaus Salzburg.

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Der Teufel ist und bleibt ein Ohrenbläser. Man kennt dieses Spiel von Goethes „Faust“, bei Michael Köhlmeiers „Lamm Gottes“ verhält es sich nicht anders. Das Stück hatte am Schauspielhaus Salzburg seine Uraufführung. Der Pakt mit dem Teufel geht an die menschliche Substanz, an die Seele. In diesem Fall an die eines vermeintlich oder wirklich geliebten Menschen. Das erfährt Martha, deren Bräutigam sogleich sterben sollte, wie der allgegenwärtige Tod ihr mitteilt. Der Ausweg: ein Übereinkommen mit dem Teufel, mit dem wird verhandelt. Aber des Teufels Spuren sind lebenslängliche Blessuren.

Köhlmeier hat einen Prediger in sein Stück eingeführt, einen Magister ludi, der als Conférencier erklärt und das Stück weitertreibt, als Gott und Teufel Intrigen und Hindernisse aufbaut. Hubert Dragaschnig ist in dieser Inszenierung von Augustin Jagg immer und überall – überzeugend – zugegen. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Tod, Haymon M. Buttinger stellt mit ihm eine starke Figur auf die Bühne. Martha, die mit dem Teufel ihren Pakt verhandelt, ist Stella Roberts, Christiane Warnecke und Jakob Kücher geben Katze und Kater, die Reden über Fressen und Gefressenwerden zum Totentanz beisteuern.

Was geschieht in dem Text Michael Köhlmeiers? Man darf sich an altbekannte Bilder aus der Antike-Mythen-Zeit des Autors erinnern lassen, irgendwann wird auch über Irrsinn und Wahnsinn abgehandelt, so als hörte man einen Beitrag zu einer philosophischen Thematik, was man in der Eile des Vortrags nicht unbedingt verstehen kann. Ein Glück dabei: „Gott hört nicht zu“, das ist allerdings nicht auf dieses Referat zu beziehen, der Prediger meint bescheidener „wenn ich euer Gott wäre ...“, die Frage „Existiert Gott?“ bleibt. Das Stück, mit dem Bregenzer Theater Kosmos in Kooperation entstanden und dort schon im November 2019 zu sehen – Salzburg brauchte „dank“ Corona drei Anläufe –, zielt auf Zweifel und Agnostizismus ab. Das Lamm Gottes ist das Opfer, das Martha schließlich bringen muss. Im Hintergrund steht die Frage nach dem Danach: „Was kommt dann?“ Das Publikum war glücklich, wieder live im Theater sitzen zu können. Auch das floss in den Premierenapplaus.

Lamm Gottes
Schauspielhaus Salzburg, 28.–31. Mai

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