„Proserpina“ im Akzent, „Poppaea“ im Odeon

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Die jüngste Produktion der Neuen Oper Wien ist die österreichische Erstaufführung von Wolfgang Rihms Monodram „Proserpina“ nach Goethe. „Poppaea“ von Michael Hersch im Wiener Odeon überzeugte trotz beherzten Einsatzes weniger, als man nach der Uraufführung in Basel erwartet hätte.

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Die jüngste Produktion der Neuen Oper Wien ist die österreichische Erstaufführung von Wolfgang Rihms Monodram „Proserpina“ nach Goethe. „Poppaea“ von Michael Hersch im Wiener Odeon überzeugte trotz beherzten Einsatzes weniger, als man nach der Uraufführung in Basel erwartet hätte.

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Wie lässt sich imaginieren, dass ein Stück in der Unterwelt spielt? Man führt es aus dem Orchestergraben auf, filmt die hier platzierte Darstellerin mit mehreren Kameras, projiziert ihren Monolog auf eine Leinwand. So geschehen bei der jüngsten Produktion der Neuen Oper Wien, zugleich eine österreichische Erstaufführung: Wolfgang Rihms 2009 bei den Festspielen in Schwetzingen uraufgeführtes Monodram nach Goethes gleichnamigem Text „Proserpina“.

Geschrieben für die für ihre differenzierte Darstellungskunst gerühmte Mojca Erdmann, präsentierte im Theater Akzent Rebecca Nelsen das von Rihm mit beredter Farbenvielfalt musikalisch illustrierte Schicksal der Proserpina (griechisch: Persephone) mit einer sich geradezu verzehrenden Intensität in einem in Grautöne getauchten, von der Außenwelt abgeschlossenen, damit das Gefühl auswegloser Einsamkeit packend suggerierenden Zimmer (Bühne: Hannah Rosa Öllinger und Manfred Rainer). Worin sich – wie Anna Bernreitners Inszenierung überzeugend darlegte – ihre Wandlung vom Mädchen zu einer sich nach erfüllter Sexualität sehnenden, selbstbestimmten Frau prägnant nachzeichnen lässt. Die Damen des Wiener Kammerchors und das amadeus ensemble-wien unter Walter Kobéra sorgten für das qualitätvolle chorisch-instrumentale Fundament.

Aus Wasserflaschen kreierte, Kristallflächen suggerierende Vorhangreihen, die später auseinanderfallen, bildeten das vom Architektenteam Piertzovanis Toews entworfene, originelle wie unkonventionelle Bühnenbild. Dazu eine vorrangig auf plakative Episodengestaltung konzentrierte, eine klare dramaturgische Linie vermissen lassende, sich selten zu Spannungsbögen fügende Musik und eine sich meist in originellen, zuweilen geschmacklich problematischen Bildern verirrende Regie, die psychologische Personenführung außen vor lässt (Markus Bothe).

So präsentierte sich der anlässlich von Wien Modern im Wiener Odeon erstmals in Österreich gezeigte „Poppaea“-Einakter von Michael Hersch nach einem vor allem auf die Brutalität von Nero (herausragend Steve Davislim) und seiner von Machtstreben zerfressenen späteren Frau Poppaea (die in Ah Young Hong eine engagierte Interpretin fand) fokussierten Libretto von Stephanie Fleischmann. Eine Produktion, die trotz allen beherzten Einsatzes – auch des Ensemble Phoenix Basel unter Jürg Henneberger und der exzellenten SoloVoices – damit weit weniger überzeugte, als man nach den Kritiken der Baseler Uraufführung erwartet hätte.

Der Autor ist freier Kulturjournalist.

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