Reich des Todes - © Foto: Marcella Ruiz Cruz

„Reich des Todes“ von Rainald Goetz: Ein Abend voller Trash und Tortur

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Das Akademietheater bringt erstmalig Rainald Goetz’ „Reich des Todes“ auf die Bühne – eine schrille Collage bildgewaltiger Szenen.

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Das Akademietheater bringt erstmalig Rainald Goetz’ „Reich des Todes“ auf die Bühne – eine schrille Collage bildgewaltiger Szenen.

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Schon vor Beginn der Aufführung wird dem Rave-Chronisten Rainald Goetz gehuldigt. ­Partygäste tanzen in weißer Unterwäsche und mit Augenbinden auf der Bühne zu harten Beats im Neonlicht. Vielleicht ein Abgesang auf das 20. Jahrhundert, das der deutsche Autor und Georg-­Büchner-Preisträger in zahlreichen Werken dokumentiert hat und das er jetzt zwei Jahrzehnte nach seinem letzten Bühnenstück mit „Reich des Todes“ anhand der politischen Ereignisse am Beginn des 21. Jahrhunderts fortführt. Aus den Rave-­Besuchern werden im Laufe des Abends übrigens tollwütige Debütanten und Debütantinnen in Frack und Ballkleid, bereit für den nächsten Opernball oder für eine US-­Wahlparty der Republikaner.

Bis dahin sind aber noch einige Krisen und Katastrophen aus der jüngsten Vergangenheit zu behandeln. ­Goetz liefert die minutiöse Aufarbeitung von 9/11 und seinen Folgen. Der Anschlag auf das World Trade Center, das seltsam verzerrte Gesicht von George W. Bush, als er vom Terror erfährt, neue Überwachungs- und Sicherheitsgesetze, der Irakkrieg und geheime Foltergefängnisse wie jenes von Abu Ghraib sind nur einige der Stationen dieses ­monumentalen Höllentrips.

Nach Karin Beiers Uraufführung vor zwei Jahren in Hamburg und Stefan Bachmanns letztjähriger Inszenierung in Düsseldorf ist es nun an Regisseur Robert Borgmann, die österreichische Erstaufführung zu Goetz epochalem Rundumschlag zu verwirklichen. Er macht aus dessen wütenden Textbergen eine schrille Collage aus bildgewaltigen Szenen, in deren Mittelpunkt Marcel Heuperman als Präsident und unbarmherzige Führerfigur steht. Die realen Personen rund um Bush und sein Regierungsteam wurden von Goetz grotesk überformt und nehmen Anleihen bei vielen weiteren historischen Figuren vor allem aus der deutschen Geschichte. Borgmann fiktionalisiert die realen Protagonisten noch weiter und steckt sie in Uniformen und üppige ­Kostüme aus Tüll und Plastik.

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