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Salzburger Bühnenkunst

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Peter Stein inszeniert Ferdinand Raimunds „Alpenkönig”. Otto Schenk und Helmut Lohner über die Arbeit mit Stein, Salzburg und ihre Pläne.

Sie sind die Stars der Salzburger Festspiele, ihre Vorstellungen sind bereits seit Monaten ausverkauft: Otto Schenk und Helmut Lohner. Zwei österreichische Publikumslieblinge sorgen dafür, daß das Sprechtheater wieder ins Zentrum der Festspielstadt rückt. Sie sind ein ideales Paar, für die Bühne des Salzburger Landestheaters hat sie der Schauspieldirektor und Begisseur Peter Stein für seine Inszenierung von Ferdinand Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind” vereint. Otto Schenk als Rappelkopf und Helmut Lohner als Alpenkönig.

Beide werden sie nicht müde, ihren Begisseur zu loben. „Ich habe noch in meinem Leben keinen so verständigen, gescheiten, brillianten und humorvollen Regisseur gehabt”, Otto Schenk und Helmut Lohner: „Ich halte ihn für den idealen Regisseur”. Otto Schenk, selbst eine Größe in der Kunst der Regie, sieht kein Problem darin, sich auf das Schauspiel zu reduzieren: „Wenn ich als Schauspieler tätig bin, kann ich den Regisseur-Beruf wegstecken. Ich bin nach wie vor Schauspieler und bin immer bereit, nach wie vor alles zu versuchen, was man von mir verlangt.” Sieht er Parallelen zwischen seiner Regie-Arbeit und der von Peter Stein? „Ja erstaunliche, ganz erstaunliche, ich würde sagen, die Methode ist fast dieselbe. Er liebt die Schauspieler, ihm sind die Schauspieler das wichtigste. Er möchte viele Angebote bekommen und ist dann allem auf der Spur, was von einem selber kommt. Das bestärkt einen darin und vervollkommnet es. Denn er ist so einzig auf das Stück versessen. Er will immer, was das Stück ist, erzählen. Er hat gar keine Lust aus dem Stück etwas anderes zu machen. Er will mit heutiger, lebendiger, glaubwürdiger, hypchondrischer Leidenschaft dargestellt haben, was darin vorkommt. Und genau daraufkommt es an. Helmut Lohner: „Er ist international einer der besten Regisseure, er läßt das Stück wie es ist, alle die versuchen, dem Stück irgendwelche Aktualitäten hinzuzufügen, das sind Eintagsfliegen”.

Gelobt wird vor allem Steins Musikalität: Otto Schenk: „Er hat eine Musikalität, daß man von ihm österreichische Töne lernen kann. So hat er sich in dieses österreichische Wunderwerkl hineingelebt.”

Haben Lohner und Schenk bereits gemeinsame Pläne? Otto Schenk: „Nach der Direktion werde ich in der Josefstadt sehr viele und sehr schöne Rollen spielen.

Schenk tut es also nicht leid um die Direktion des Theaters in der Josefstadt? „Nein, nein, ich hab da so eine antisessel-pickerische Eigenschaft in mir. Ich bin immer glücklich, wenn eine Epoche zu Ende geht. Ich war nicht eine Sekunde traurig, wie ich die Oper verlassen habe. Ich hab immer gern, wenn die Sachen abgeschlossen sind. Ich werde mehr filmen. Geplant ist die Wied'erverfilmung der „Dreizehn Stühle”, da wird der Lohner Regie führen.” Gedreht wird gleich anschließend an die Festspiele.

Was bedeutet Salzburg für Lohner und Schenk? Lohner: „Das gehört irgendwie, dazu. Ich bin jetzt schon 25 Jahre in Salzburg, ich habe zuerst geglaubt, daß ich mit dem Jedermann aufhöre, aber das war dann doch nicht so.” Schenk: „Ich war immer sehr selig, wenn ich hier war. Einfach schon deshalb, weil man mit Freunden wieder Begegnungen auf der Bühne hat. Ich spiele mit Walter Schmidinger (Walter Schmidinger spielt den Ha-bakuk in Raimunds „Alpenkönig” Anm. d. Red), der einer meiner verehrtesten Partner ist und einer der besten Schauspieler, die es überhaupt geben kann, zum ersten Mal Theater, dies ermöglicht mir Salzburg. Ich spiele hier mit der Jesserer wieder (Gertraud Jesser übernimmt die Rolle der Sophie im „Alpenkönig” Anm. d. Red). Es ist wie ein Mekka, man kommt hier zusammen, man trifft sich. Die Leute, die zueinander wollen und nicht zueinander können.

Was sollte Mortier für Salzburg tun? Schenk: „Er soll vor allem einmal Steins Vertrag verlängern.”

Gerard Mortier gibt vorerst keine Stellungnahme zu Steins Vertragsverlängerung ab. Doch Stein bürgt für Qualität. Ihm ist es zu verdanken, daß das Sprechtheater wieder zum Anziehungspunkt der Salzburger Festspiele geworden ist. Und er sorgt für Kontinuität: Für diese Saison hat der Schauspielchef Deborah Warner, die 1993 den j,Coriolan” mit Bruno Ganz inszeniert hat, eingeladen. Das Cottes-loe Theater wird mit einem von Steins Lieblingsstücken, William Shakespeares Königsdrama „Bichard IL”, auf der Perner Insel gastieren.

Von der Perner Insel ins Zentrumvorgerückt, nämlich in die Felsenreitschule, ist der Jung-Star des deutschen Theaters Leander Haußmann. Vor drei Jahren faszinierte er mit seiner Inszenierung der „Antigone” von Sophokles. Heuer steht Shakespeares „Sommernachtstraum” auf dem Programm, und ein Traum ging damit für Andre Eisermann, seit seiner Bolle in der Verfilmung von Bobert Schneiders „Schlafes Bruder” kein unbekannter mehr, in Erfüllung, denn er kann nun endlich den Puck geben. Ein Blick auf die Besetzungsliste mit Ignaz Kirchner und Otto Sander steigert die Erwartungen.

Ob Stein bleiben wird oder nicht, ist offen, doch Salzburg ist wieder Theaterstadt.

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