Glueckliche_Tage.jp - © Foto: Rita Newman

Theater in der Josefstadt: Ein Bühnendoppel mit Retrochic

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Ein Abend, zwei Stücke: Das Theater in der Josefstadt zeigt mit „Glückliche Tage“ und „Herzliches Beileid“ absurde Szenen einer Ehe.

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Ein Abend, zwei Stücke: Das Theater in der Josefstadt zeigt mit „Glückliche Tage“ und „Herzliches Beileid“ absurde Szenen einer Ehe.

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Alten Meistern eine Bühne zu bieten, ist ein Erfolgsrezept des Theaters in der Josefstadt. Immer wieder lässt Hausherr Herbert Föttinger die großen Theaterlegenden hier ihr Können unter Beweis stellen. Claus Peymann reüssierte mit Thomas Bernhards „Der deutsche Mittagstisch“ und Eugène Ionescos „Der König stirbt“, Stephan Müller setzte zuletzt Alexander Ostrowskijs Werk „Der Wald“ um, und nun gibt der fast 88-jährige Dieter Dorn sein Debüt. Regiemeister Dorn, dessen Inszenierungen die Münchner Schauspielwelt nachhaltig prägten und der 2016 bei den Salzburger Festspielen mit Samuel Becketts „Endspiel“ begeisterte, hat dazu gleich zwei Stücke in einen Abend gepackt. Georges Feydeaus Einakter „Herzliches Beileid“ von 1908 und Becketts tragikomischen Monolog „Glückliche Tage“ von 1960 vermischt er zu einem überspannten Comicstrip mit nostalgischem Flair.

Becketts apokalyptisches Erfolgsstück über das Verharren in widrigsten Verhältnissen wird dabei zu einer endlosen Traumsequenz innerhalb der Feydeau’schen Beziehungskomödie umfunktioniert. Als Ehepaar in beiden Stücken sind Anika Pages und Michael von Au am Zetern und Zaudern. Als Austragungsort wählt Dorn ein gutbürgerliches Schlafgemach mit übergroßem Doppelbett im Zentrum der Bühne (Bühnenbild: Julia Schultheis). Dort wartet die genervte Yvonne aus Feydeaus Schwank völlig übermüdet auf die Rückkehr ihres Ehemannes. Ihr unruhiger Schlaf gerät schnell zum Albtraum, aus dem sie bis zum Bauch in der Matratze feststeckend als Winnie aus Becketts Stück aufwacht. Im gleißenden Sonnenlicht monologisiert sie ab nun fast bewegungslos über ihre missliche Lage und den Inhalt ihrer riesigen Einkaufstasche.

Im Original ist es ein Erdhaufen, in den Winnie immer weiter versinkt, während ihr Partner Willie als eine Art (fast) stummer Erdwurm neben ihr ausharrt. Die Idee mit dem Bett ist ein genialer Schachzug, der die beiden ungleichen Stücke harmonisch ineinanderfließen lässt. Damit ist dann aber auch schon Schluss mit den überzeugenden Einfällen. Alles Weitere gerinnt zur klischeehaften Farce, in der vor allem Pages keine Chance hat, eine gute Figur abzugeben. Viel zu schrill und comichaft ist ihre Rolle als Winnie angelegt, viel zu stereotypisiert gibt sie die enervierte Yvonne.

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