Hörsaal Universität - © Foto: APA / Helmut Fohringer

Deutsche an österreichischen Med-Unis: Mehr Solidarität mit dem Ausbildungsland

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Sind zu viele Deutsche an den Medizinunis? Chancen-Redakteurin Manuela Tomic sieht den Wegzug vieler deutscher Medizin-Absolventen kritisch. Rechtlich könnte man sie aber in die Pflicht nehmen, sagt sie.

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Sind zu viele Deutsche an den Medizinunis? Chancen-Redakteurin Manuela Tomic sieht den Wegzug vieler deutscher Medizin-Absolventen kritisch. Rechtlich könnte man sie aber in die Pflicht nehmen, sagt sie.

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Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir, dass das österreichische Gesundheitssystem quasi über Nacht auf die Probe gestellt werden kann. Überfüllte Betten, verschobene OPs, überforderte Pflegerinnen und Pfleger und alarmierte Ärztinnen und Ärzte gehörten knapp zweieinhalb Jahre zum Alltag. Selbstverständlich sind das Kaputtsparen der Spitäler, die sich zunehmend einschleichende Privatisierung der Gesundheitsversorgung und die mangelnde Attraktivität des Arztberufes in Österreich wichtige Schrauben, an denen man drehen müsste. Doch es lässt sich nicht leugnen, dass der Hund bereits in der Ausbildung begraben liegt.

Eines vorweg: Ich selbst habe davon profitiert, dass es an österreichischen Universitäten einen Prozentsatz gibt, der für Studierende mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft reserviert ist. Dieser Schlüssel ist richtig und wichtig, da er zur Demokratisierung des Ausbildungswesens beiträgt. Dennoch lässt sich gerade bei den österreichischen Medizin-Unis ein klarer Trend beobachten: Rund 77 Prozent der deutschen Absolventen eines Medizinstudiums gehen wieder ins Ausland, wie eine Berechnung der Statistik Austria zeigt. Demgegenüber verlassen nur acht Prozent der österreichischen Studierenden das Land. Österreich ist also längst ein Durchlauferhitzer für deutsche Studierende geworden. Aber eine Ausbildung zum Mediziner ist teuer. Sie kostet den Steuerzahler rund 350.000 Euro. Der Studienplatz steht auch deutschen Studierenden gratis zur Verfügung. Selbstverständlich sollte es daher Anreize geben, die Steuergelder aus der Erwerbsarbeit nach der Ausbildung im Land zu behalten. Eine Studienplatzreduktion für ausländische Studierende steht ethisch und rechtlich selbstverständlich nicht zur Debatte. Möglich wäre es aber, Medizinstudenten nach der Ausbildung für eine Zeit zur Berufsausübung in Österreich zu verpflichten. Der Vorstoß ist nicht neu und kommt sowohl von der ÖVP als auch vom Sozialversicherungs-Chef Peter Lehner. Damit wird man nicht alle Mängel im Gesundheitssystem beheben, aber es wäre ein wichtiger erster Schritt. Für ausländische Studierende wäre es ein Akt der Solidarität mit ihrem Ausbildungsland. Es gibt Schlechteres.

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