Universität - © Illustration: Rainer Messerklinger

Österreicher sollen in Deutschland Medizin studieren!

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Gibt es zu viele Deutsche an den Medizinunis? Politik-Redakteurin Brigitte Quint sagt "Nein". Schließlich stehe auch den Österreichern offen, in Deutschland studieren zu gehen.

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Gibt es zu viele Deutsche an den Medizinunis? Politik-Redakteurin Brigitte Quint sagt "Nein". Schließlich stehe auch den Österreichern offen, in Deutschland studieren zu gehen.

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Ein rares Gut – also einer von1.850 Studienplätzen für Humanmedizin im Land – soll möglichst gerecht auf die Mitglieder einer sozialen Gruppe verteilt werden. Hier wird einem der Prinzipien der Verteilungsgerechtigkeit gefolgt: der Leistungsgerechtigkeit. Jene Bewerber(innen) erhalten die Studienplätze, die die dafür nötige Leistung (also einen bestandenen Aufnahmetest) erbracht haben.

Oft streiten die Wirtschaftsweisen in diesem Kontext, wie genau sich die jeweilige Leistung eigentlich messen lässt. Doch dieser Punkt ist weniger der Zankapfel. Viel mehr dreht sich alles um die Gretchenfrage, die wie ein rosa Elefant im Raum steht: Sind auch Deutsche ein Mitglied unserer sozialen Gruppe? Die Europäische Kommission hat dafür eine klare Antwort: Staatsbürger eines EU-Landes haben Rechte in der EU – etwa an jeder EU-Hochschule unter denselben Voraussetzungen wie Einheimische zu studieren. Genau diesem Recht kommen Deutsche nach, die sich in Österreich für einen Medizinstudienplatz bewerben. Würde man in Österreich Portugiesisch statt Deutsch sprechen, wären es nicht die Deutschen, sondern die Portugiesen, die sich an den Med-Unis tummelten. Die Behauptung, Deutsche nähmen den Österreichern die Studienplätze weg, ist also eine durchwegs nationalistisch motivierte. Mein Vorschlag: Warum den Spieß nicht umdrehen?

Jedem Maturanten steht es frei, sich an einer der 39 deutschen Hochschulen, an denen man Medizin studieren kann, zu bewerben. Dass man Arzt werden will, weiß man ja hoffentlich schon vor der Matura. Es ist also kein Schaden, mit dem Pauken in der Oberstufe anzufangen. Einen Notendurchschnitt zwischen 1,0 und 1,2 (so hoch ist der NC) hinzukriegen, darf für jene, die meinen, ein Medizinstudium meistern zu können, kein Hexenwerk sein. Der Stoff im Studium ist um ein Vielfaches mehr und schwieriger. Zusätzlich werden in Deutschland mitunter jene bevorzugt behandelt, die nach der Matura eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf absolvieren. Jeder junge Mensch, der ein paar Jahre bei den Nachbarn zubringt, trägt dazu bei, dass das elendige Piefke-Bashing ein Ende nimmt. Der Nationalstaat Österreich ist nicht germanisiert, sondern internationalisiert. Und das ist gut so.

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