Supermarkt - © Foto: Pixabay

Teure Lebensmittel und die Macht der Konsumenten

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Supermärkte machen so viel Gewinn, weil sich Menschen dafür entscheiden, dort einzukaufen. Das muss sich ändern.

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Supermärkte machen so viel Gewinn, weil sich Menschen dafür entscheiden, dort einzukaufen. Das muss sich ändern.

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Wenn es ein Unwort des Jahres gibt, dann lautet dieses „Gießkannenprinzip“. Marktliberale nutzen es, um notwendige Versuche einer Sozialpolitik zu degradieren. Linke Kräfte versuchen, mit der Kannen-Kritik für große Reformen wie zum Beispiel die Einführung einer Vermögenssteuer zu werben. Und so wird die Gießkanne zum Symbol einer allgemeinen Unzufriedenheit des Status Quo. Doch die Inflation hat sich niemand ausgesucht. Weder die Supermärkte noch die Konsumenten.

Keine Frage: Supermärkte sind die Gewinner der Corona-Pandemie. 2020 konnten sie in Österreich ein Jahres-Umsatzplus von 10,1 Prozent verzeichnen. In Deutschland lag dieses mit rund 7 Prozent niedriger. Und nun scheinen die Rewe, Hofer und Co. auch in Zeiten der Inflation immer weiter Gewinne zu machen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Eines vorweg: Natürlich sollten notwendige Lebensmittel günstiger sein. Supermärkte könnten auf freiwilliger Basis die Preise für eine Reihe von Produkten des täglichen Bedarfs für einen begrenzten Zeitraum möglichst niedrig halten. Dass sich die Ketten gegen dieses „französische Modell“ wehren, ist ein Armutszeugnis.

Aber es gibt noch einen zweiten Aspekt, den man sich anschauen muss: Österreich ist ein Supermarktland. Die Supermarktdichte liegt bei rund 60 Prozent je 100.000 Einwohner. In Deutschland liegt diese bei nur 45 Prozent. Ein Zusammenhang zwischen Rekordgewinnen und Supermarktdichte ist, gerade im Vergleich mit Deutschland, evident. Und hier kommen die Konsumenten ins Spiel. Wenn der nächste Supermarkt ums Eck ist, fällt es schwerer, zum günstigeren Bauernmarkt zu laufen. Supermärkte machen so viel Gewinn, weil sich Menschen dafür entscheiden, dort einzukaufen. Sie entscheiden sich dadurch meist auch für ungesündere, verarbeitete Lebensmittel.

Die hohe Supermarktdichte schafft andererseits auch unzählige Jobs, die Ketten zahlen Steuern in Österreich. All das darf man bei der Frage der „bösen“ Lebensmittelkonzerne nicht außer Acht lassen. Die Verteufelung der Supermärkte lenkt von einer wahren Reform der steuerlichen Umverteilung und der Eigenverantwortung der Konsumenten nur ab. Und das sogar ohne Gießkanne.

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