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Der alltägliche Kampf um Anerkennung und Souveränität

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War der Sündenfall durch Adam und Eva bereits ein aggressiver Akt? Tod, Feindschaft und Selbstzerstörung waren die Folgen der Übertretung des göttlichen Gebotes. Kain erschlug seinen Bruder Abel, Abraham soll auf Gottes Geheiß, seinen Sohn Isaak töten.

Ist Aggression ein angeborenes, biologisches Verhalten oder ein Produkt des so zialen Umfeldes? Gibt es einen Ausweg aus der Gewalt und kann ein friedliches Zusammenleben erlernt werden? Muß Aggression zwangsläufig zu Krieg führen? Diese Fragen stellt Leopold Rosenmayr in seinem Buch „Der Lebenskampf". Der Professor für Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Wien und Leiter des Ludwig Boltz-mann-Institutes für Sozialgerontologie und Lebenslaufforschung gibt

darauf interessante Antworten und Lösungsvorschläge.

Von der Antike bis zur Moderne analysiert der Autor in den ersten Kapiteln einige grundlegenden Positionen zu Streit, Konflikt und Kampf aus der europäischen Philo-l sophie.

Fazit: „... schon seit dem Ursprung |der europäischen ■ Philosophie (wer-den) Gegensätze und j Streit als unabdingbare Bewegungskräfte I für gesellschaftliche | und intellektuelle Entwicklungen (angeseilten)."

Aggression muß differenziert betrachtet werden. Sie kann einerseits zerstörerisch und selbstschädigend sein. Auf der anderen Seite steht der zielorientierte, „reife Ärger", bei Selbstdurchset-

zung, Anerkennung, Kampf um Freiräume oder Souveränität.

Dem Zerstörungstrieb steht der Kampf ums Überleben gegenüber. Rosenmayer: „Eine neue Sprache ist nötig, die umfassender sein muß als das bislang in der biologisch orientierten Verhaltensforschung oder in der Psychoanalyse verwendete Aggressionsvokabular. "

Rosenmayer will mit seinem Buch „eine Anregung, eine Beihilfe zur Be-wußtseinsschärfung gegenüber der vielschichtigen Problematik der Aggression" geben. Ein durchaus gelungenes Ziel. Die umfassende Recherche des Autors macht Zusammenhänge deutlicher und gibt neue Gedankenanstöße.

DER LEBENSKAMPF

Aggression & Versöhnung. Von Leopold Kosenmayr. Edtion Atelier im Wiener Journal 'Leitschriftenverlag Ges.tn.bJJ. 1995, 179 Seiten, Ieinen, öS 220,-

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