Melanie Wolfers  - © Foto: Ulrik Hölzel

Melanie Wolfers: "Zuversicht kann man üben"

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An das Morgen zu glauben: Das kann man nach Ansicht der Philosophin und Ordensfrau Melanie Wolfers lernen. Ein Gespräch über die Kraft der Zuversicht in herausfordernder Zeit.

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An das Morgen zu glauben: Das kann man nach Ansicht der Philosophin und Ordensfrau Melanie Wolfers lernen. Ein Gespräch über die Kraft der Zuversicht in herausfordernder Zeit.

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Zuversicht muss nicht in den Genen liegen. Sie kann auch eingeübt werden, ist Melanie Wolfers überzeugt. Seit 20 Jahren berät die Philosophin, Ordensfrau der Salvatorianerinnen, Autorin und Speakerin Menschen, denen der Boden unter den Füßen weggeglitten ist. Auch in ihrem Podcast „ganz.schön.mutig“ will sie dazu ermutigen, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Doch wie können Menschen lernen, zuversichtlich zu sein – angesichts der multiplen Krisen der Gegenwart? Das beschreibt Wolfers in ihrem neuen Buch „Zuversicht. Die Kraft, die an das Morgen glaubt“. DIE FURCHE hat mit ihr im Rahmen der Podcast-Interview-Reihe „Wert(e)voll führen“ – einer Kooperation mit dem „Forum christlicher Führungskräfte“ – gesprochen.

DIE FURCHE: Frau Wolfers, was war der Anlass, sich gerade jetzt mit „Zuversicht“ zu beschäftigen?
Wolfers: Zum einen habe ich gerade in Corona-Zeiten in der Beratung wahrgenommen, dass bei vielen Menschen unter der Überfülle an Sorgen zunehmend der Lebensmut erstickt und sie gar nicht mehr daran glauben, dass sie ihrem Leben eine positive Wendung geben können. Ein zweiter Aspekt ist der Blick in unsere Gesellschaft. Wir stehen vor so unglaublich großen Herausforderungen – Stichwort Klimakatastrophe –, angesichts derer wir all unsere Kräfte bündeln müssen. Aber viele zweifeln daran, dass ihr eigener Beitrag etwas zählt. Es braucht die Kraft der Zuversicht, damit wir die Probleme kreativ und kooperativ angehen.

DIE FURCHE: Bleiben wir beim Wort „Zuversicht“. Was unterscheidet es von Hoffnung oder Optimismus?
Wolfers: Hoffnung und Zuversicht verwende ich gleichbedeutend und grenze diese innere Haltung ab von einem naiven Optimismus. Ein naiver Optimist geht davon aus, dass sich die Probleme eh von selbst regeln werden. Theodor Fontane bringt das auf den Punkt, wenn er schreibt: „Ein Optimist ist ein Mensch, der sich zwölf Austern kauft in der Hoffnung, in einer die Perle zu finden, mit der er dann die Austern bezahlt.“ Hier fehlt das Vorausschauende. Ein zuversichtlicher Mensch hingegen sieht die Herausforderungen, aber lässt sich davon nicht lähmen, sondern ist fähig, Spielräume zu finden, auch wenn sie noch so klein sind. Ein zuversichtlicher Mensch ist also possibilistisch. Insofern lässt sich Zuversicht auch als ein Spürsinn bezeichnen für das, was die Zukunft an Möglichkeiten mit sich bringen kann.

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