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Moderne Gruppenerziehung

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„Das SOS-Kinderdorf." Von Hermann Gm eine r. SOS-Kinderdorf-Verlag, Innsbruck. 40 Seiten. Preis 10 S

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„Das SOS-Kinderdorf." Von Hermann Gm eine r. SOS-Kinderdorf-Verlag, Innsbruck. 40 Seiten. Preis 10 S

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Etwa drei Jahrzehnte nach der Entdeckung der persönlichkeitsformenden Macht der großen Strukturen und Organisationen der modernen Gesellschaft hat die Sozialwissenschaft in den letzten Jahren die reichen Funktionen und auslösenden sowie vermittelnden Kräfte der kleine nG rappen zu erkennen begonnen. Es wird heute immer klarer, daß die Großstruktur nicht durch die Kleinstruktur und die letztere nicht durch die erstere ersetzt w’erden kann. So zeigt sich, daß das Kind zu seiner Entwicklung des Gruppenkontaktes familienmäßiger oder familienähnlicher Art bedarf.

Dieser Einsicht sind die Begründer des „SOS- Kinderdorfes" bei Imst im Inntal Tirol gefolgt. Seit vier Jahren wird dort in 13 Einfamilienhäusern, in denen je eine „Mutter" acht bis zehn Kinder im Alter von 0 bis 15 Jahren betreut, eine soziologische Gruppierung angestrebt, die verwaisten, vernachlässigten und durch Krieg und Nachkrieg seelisch zu Schaden gekommenen Kindern einen Ausweg aus Angst und Minderwertigkeitsgefühl bahnen hilft. Der Autor der Infor- mations- und Werbebroschüre „Das SOS-Kinderdorf", Hermann Gmeiner, stellt die Lebensgemeinschaft von ortsmäßig vereinten kleinen Pflegestätten 23 dem älteren Typ des Großheimes und der „Anstalt" gegenüber. Er sucht zu zeigen, wie Sparsamkeit und Leistungsfreude 34 in den Pflegehaushalten, eher als in den weniger struk- tuierten älteren Systemen geweckt werden können.

Erfreulich ist, daß im Kinderdorf individuelle Bekleidung und nicht Anstaltstracht getragen wird. L?nerfreulich ist die w’enig einfallsreiche Imitation des Tiroler bzw. alpinen Bauernhausstiles im Kinderdorf, dessen Insassen aus den verschiedenen Milieus und Landschaften stammen. Während im benachbarten Italien die klärende und erzieherische Kraft der modernen Architektur längst erkannt worden ist, wagt man bei uns für neue erzieherische Formen keinen selbständigen baulichen Ausdruck.

Was die Broschüre anbetrifft, so wäre Aufschluß über die Begründer, Organisatoren und Geldgeber des Kinderdorfes dazu hilfreich gewesen, daß ein gutes Beispiel auch konkrete Anregungen geben könne.

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