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Paulus entspannt sich

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Verbissener Gesichtsausdruck, steifer Rücken, geballte Fäuste - betrachtet man, vor dem Altar der Stadtpfarrkirche St. Paul in Salzburg stehend, den Gotteskrieger Saulus auf dem rechten Teil des Wandfreskos von Hubert Schmalix, bedarf es keiner Erläuterungen, um zu erkennen: Hier ist ein Mensch dargestellt, der meint, verbissen, ohne Rücksicht auf sich selbst, andere Menschen - oder Andersgläubige für seinen Gott kämpfen zu müssen.

Wie anders wirkt die gleiche Figur im linken Teil des wandhohen Freskos: Gelöst ist die Spannung, die den Körper in sein Muskelkorsett einschnürte und jede Leichtigkeit und Offenheit verhinderte. Paulus blickt entspannt, in sich hineinlächelnd, in eine neue Zukunft mit und für Gott. Die künftigen Missionsreisen deutet Hubert Schmalix mit einer | Küstenlinie und einem tiefblauen Meer an. Das Damaskuserlebnis des Sau-lus/Paulus ist mit einer strahlend gelben, beinahe auch die Betrachter blendenden, Lichtscheibe angedeutet.

Die Farbwahl kann zuerst befremden: Für einen Sakralraum sind viele Farben sehr kräftig, ungewohnt eng nebeneinander liegen rot-rosa-orange Töne. Doch die Kraft der theologischen Aussage zieht auch Betrachter, die sich noch nicht mit Schmalix auseinandergesetzt haben, bald in ihren Bann. Der Altar besteht aus rosa eingefärbtem Beton, in den Nischen eingelassen sind die Apostelbüsten. Diese Bronzeplastiken verschiedenster Größe zeigen europäische, aber auch asiatisch-sumerische Physiognomien: Sie sollen die Vielgestaltigkeit des Kirchenvolkes andeuten.

Der Innenraum fasziniert durch sein aussagekräftiges theologisches Konzept, das sich auf den Altarraum konzentriert.

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