Stille und Präsenz bei Alter und Demenz
Was zählt noch, wenn Einschränkungen und Verluste in den Vordergrund treten – und sich das Leben dem Ende zuneigt? Persönliche Erfahrungen aus der Arbeit mit hochbetagten Menschen.
Was zählt noch, wenn Einschränkungen und Verluste in den Vordergrund treten – und sich das Leben dem Ende zuneigt? Persönliche Erfahrungen aus der Arbeit mit hochbetagten Menschen.
Ich schaute in zwei tiefschwarze Augen, die von der Sehnsucht sprachen, das Leid zu beenden, von der Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit der Situation und der Angst, was da kommen wird. Im Kern dieser sprechenden Augen war eine abgründige, schwarze Tiefe und Weite der Person und des Seins – umgeben von absoluter Stille. Es war beim Besuch meines Großonkels, und ich hatte das Gefühl, das erste Mal einen Menschen gesehen zu haben oder bis auf den Grund des Menschen gesehen zu haben. In dieser Zeit studierte ich noch Psychologie, doch die Berührung mit diesem Menschsein und dem Leid ließ mich nicht mehr los, sodass ich nach dem Studium den Verein Gesundheitsschmiede Tirol gründete. Dort widmen wir uns bis heute der psychischen und spirituellen Begleitung von Menschen im Alter.
Psychologische und spirituelle Begleitung
Besonders in der Begleitung von älteren Personen, die unter großen Einschränkungen, Verlusten und Krankheiten leiden, ist der Lebensrhythmus ein anderer geworden. Vieles konzentriert sich auf das Wesentliche. Die laute Welt ist leise geworden. Immer mehr tritt die Stille in das Leben und man will klare Fragen, Antworten und Begegnungen erleben. Positionen, Titel, das Arbeitsleben rücken in den Hintergrund. Geschäftigkeiten sind nicht mehr gefragt. Vieles ist überwunden. Es geht um das Hier und Jetzt, und vielleicht um den Rückblick auf das Leben: Worum es mir jetzt noch geht? Was ich vielleicht verpasst habe, bereue, mich schmerzt oder was ich verloren habe.
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