Wilhelm Schmid - © Foto: picturedesk.com / dpa / Paul Zinken

Wilhelm Schmid: „Immer nachhause“

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Lebenskunst-Philosoph Wilhelm Schmid zeigt, wo sich überall Heimat finden lässt – von der Liebesbeziehung bis zum Reich der Fantasie, Utopie und Transzendenz.

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Lebenskunst-Philosoph Wilhelm Schmid zeigt, wo sich überall Heimat finden lässt – von der Liebesbeziehung bis zum Reich der Fantasie, Utopie und Transzendenz.

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Wohin man auch blickt: Über Heimat nachzudenken, wird immer dringlicher. Heimat ist zum Top-Thema geworden, in der Philosophie und Psychologie, den Geistes- und Kulturwissenschaften, auch in den psychosozialen Berufen. Die Frage nach der Heimat sei „eindeutig ein Krisensymptom und verweist auf die m.E. unleugbare Tatsache, dass Heimat heute immer weniger etwas Gegebenes ist, sondern allererst geschaffen werden muss“, diagnostiziert der deutsche Philosoph Christian Kupke in seinem neuen Buch „Versionen des Denkens“ (Parodos, 2021).

Ähnlich sieht das der Wiener Psychoanalytiker Rainer Gross: „Das Sprechen über Heimat hat immer dann Konjunktur, wenn diese als eine bedrohte oder schon verlorene erlebt wird“, sagt der Autor des Buches „Heimat: Gemischte Gefühle“ (V&R, 2019) im FURCHE-Interview. Viele Menschen haben heute Angst vor Entfremdung und Entwurzelung. Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit wächst. Diese typische Dynamik der Moderne scheint nun einen neuen, bedrohlichen Schub zu erhalten.

Jahrhundert des Umbruchs

Auch Wilhelm Schmid ist am Puls der Zeit – und bringt die aktuelle Situation einer globalisierten Ungewissheit in seinem jüngsten Buch „Heimat finden“ (Suhrkamp, 2021) gut auf den Punkt: „Für alle bleibt kein Stein mehr auf dem anderen im 21. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Disruption, des Bruchs und Umbruchs in allen Bereichen, in der Virtualisierung des Lebens, in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern und Kulturen, in Wissenschaft und Technik, in der Politik und Weltpolitik, im Verhältnis zur Natur (...). Weltweit scheint es keinerlei Verlässlichkeit mehr zu geben.“ Die unheimliche Ahnung, dass jede Gewissheit über Nacht wegbrechen kann, wurde mit der Coronakrise zur rundum prägenden Erfahrung. Globetrotter versuchten, einen Rückflug zu ergattern; viele Menschen kehrten während der Lockdowns in ihre Heimatdörfer zurück. „Aus aller Welt wollten alle mit einem Mal nachhause“, so Schmid.

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