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1:1 im Duell

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Nachdem Makarios den Athener Staatssekretär Panagio-takos unhöflich hinauskomplimentiert hatte, formierte sich eine neue Front gegen ihn: Erzbischof Hieronymus von Athen nahm gegen ihn Stellung, drei Bischöfe protestierten gegen seine weltlich-geistliche Doppelrolle — beides schwerlich ohne heftiges Zutun der Obristen. Und Grivas hat sich, indem er sich zum Beschützer der „von Makarios bedrohten“ Bischöfe aufschwang, wieder einmal aufgewertet.

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Nachdem Makarios den Athener Staatssekretär Panagio-takos unhöflich hinauskomplimentiert hatte, formierte sich eine neue Front gegen ihn: Erzbischof Hieronymus von Athen nahm gegen ihn Stellung, drei Bischöfe protestierten gegen seine weltlich-geistliche Doppelrolle — beides schwerlich ohne heftiges Zutun der Obristen. Und Grivas hat sich, indem er sich zum Beschützer der „von Makarios bedrohten“ Bischöfe aufschwang, wieder einmal aufgewertet.

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Auf Zypern ist wieder einmal alles in Fluß, doch kann keineswegs von einem endgültigen Sieg des streitbaren Erzibischof-Präsiden-ten oder seiner Gegner die Rede sein. Stille Gewinner der ganzen lautstarken Auseinandersetzung zwischen Athen und Nikosia sind die Türkei und ihre Minderheit in den Städten und einigen Landgetoieten Zyperns, die es Jetzt zum erstenmal nicht mehr mit einer geschlossenen Front zu tun haben.

Daß es Papadopaulos nicht bei seinem ersten Mißerfolg, Präsident Makarios in inneren Angelegenheiten des Inselstaates Vorschriften zu machen, bewenden lassen konnte, war schon in dem jüngsten Athener Kommunique mit unverhüllten Interventionsdrohungen auf Zypern zum Ausdruck gekommen. Ein solcher Schritt würde aber sofort das analoge Eingreifen der Türkei herausfordern, eine Entwicklung, die Griechenlands Militärregierung gerade im besonders klaren Bewußtsein ihrer strategischen Unterlegenheit seit der Machtergreifung von 1967 gezielt zu vermeiden sucht. Papadopoulos' Säbelgerassel ist im Grunde gar nicht gegen Makarios, sondern auf die Opposition im eigenen Land gerichtet, deren Sprecher sich begierig auf die Schlappe der autoritären Regierung in ihrer ersten Runde mit der zypriotischen Führung gestürzt halben. Makarios ist immerhin eine Persönlichkeit, die in Griechenland nach wie vor mehr Popularität und Ansehen als der doch schon fünf Jahre an der Macht befindliche Führer der „Nationalen Revoliutionsregienung“ besitzt. So wenig sich die verschiedenen Gruppierungen der Regimegegner, von den Royalisten bis zu den Kommunisten, bisher auf eine Alternativpersönlichkeit zu Papadopoulos und nicht einmal über die Rückkehr König Konstantins aus dem Exil oder die Ausrufung einer „Hellenischen Demokratie“ einigen konnten, so sicher ist es, daß sie allesamt Makarios als interimistischen Führer

Griechenlands begrüßen würden. Das hätte nach Zypern wohl auch die Neutralisiertung des griechischen Heimatlandes zu bedeuten, weshalb Papadopoulos Pentagon und auch State Department in dieser Phase fester denn je an seiner Seite weiß. Was er in der Fehde mit Makarios an Gesicht und an weiterem inneren Anhang eingebüßt hat, wird durch die volle Rückendeckung der westlichen Großmacht um vieles wettgemacht.

Was sich aber in Griechenland mit einer Stärkung der Opposition ereignete, gilt um vieles mehr für Zypern. Die von Makarios angewandte Politik des Schweigens dem Athener Emissär Panagiotakos gegewüher, während der er einfach die'izahlreichen Solldaritätsbotschaf-tett. aus dem sozialistischen Lager von der Sowjetunion über die CSSR bis zur DDR für sich und seinen Standpunkt sprechen ließ, hat die Kluft zwischen dem Enzbischof und den zypriotischen Rechtsparteien unüberbrückbar: gemacht. Erscheint in Ihren Augen der Präsident im schwarzen Talar nun vollends als „Mann Moskaus“, so hat der Zusammenstoß mit der griechischen Regierungsautorität Makarios gerade bei der großen Zahl einfacher, sonst unpolitischer Gemüter geschadet. So selbstverständlich es gerade für diese Bauern und Handwerker war, daß der religiöse Hirte auch politischer Führer der Insel wurde, so tief verwurzelt ist in ihnen die Abhängigkeit der Kirche vom Staat. Mit seiner Frontstellung gegen Athen, das allen nicht revolutionär gesinnten Griechen der Welt als nationales Zentrum höchster Autorität gilt, ist Makarios mit diesem ungeschriebenen Gesetz in Konflikt geraten. Papadopoulos wird es daher wahrscheinlich gar nicht nötig haben, seine Interventionsdrohiung auf Zypern wahr zu machen. Sein Duell mit Makarios droht sich zu einer breiten Auseinandersetzung innerhalb des zypriotischen Griechentums zu entwickeln.

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