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12 5 Jahre CV

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„Der schon seit einer Reihe von Jahren bestehende Verein katholischer Studenten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den katholischen Studenten hiesiger Universität einen Einigungspunkt zu bieten, unter ihnen katholisches Bewußtsein und katholisches Leben zu heben und zu kräftigen wie auch reges wissenschaftliches Streben zu fördern, ist durch die Annahme neuer Statuten in eine neue Entwicklungsperiode eingetreten; während derselbe bisher nur im stillen wirkte, will er von nun an auch nach außen auftreten und hat zy diesem Zweck beschlossen, die Farben Grün, Weiß, Gold anzulegen… Wir freuen uns, diese Ereignis …mitteilen zu können …“

Diese Einladung der Winfrie- dia-Breslau beantwortete Aena- nia-München am 6. Dezember 1856 zustimmend, und fünfzig Jahre später wurde dieses Datum als Geburtsstunde des Cartellver- bandes der katholischen farbentragenden deutschen Studentenverbindungen (CV) festgestellt.

Konfessionelle Studentenverbindungen gab es allerdings schon viel länger. Bereits 1836 hatten evangelische Theologen in der Nähe von Nürnberg eine Verbindung gegründet. Aufgerüttelt durch den Kulturkampf, in dessen Verlauf auch der Kölner Erzbischof Droste zu Vischering inhaftiert worden war, entstand 1844 in Bonn die erste katholische Studentenverbindung.

Daß die Form einer Verbindung (Band und Mütze) gewählt wurde, war ebensowenig Zufall wie Romantik. Es war geradezu eine Notwendigkeit, wollten die Mitglieder auf akademischem Boden ihre Grundsätze adäquat und gleichberechtigt vertreten.

Um die Gleichberechtigung gab es noch jahrzehntelange (und oft handgreifliche) Auseinandersetzungen. Wenigstens im eigenen Lager aber gelang es dem Studenten (und späteren Reichskanzler)

Graf Hertlin durch eine zündende Rede beim Katholikentag 1863 Sympathien zu gewinnen. Nicht zuletzt unter dem Eindruck dieser Rede kam es 1864 in Innsbruck zur Gründung der Austria, der ältesten CV-Verbindung in Österreich.

Ursprünglich sollte es an jedem Studienort nur eine CV-Verbindung geben, und außerdem galten den allgemeinen Studignbedin- gungen entsprechend zunächst Techniker, Pharmazeuten u. a. (und daher auch deren Verbindungen) nicht als vollwertig akademisch. Schließlich fanden sie aber alle Aufnahme in den CV, dessen Wachstum beachtlich ist: 1856 gab es zwei Verbindungen, 1881 elf, 1906 schon 51 und 1923 bereits 123 Verbindungen.

Der CV war von Anfang an übernational. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörten ihm Verbindungen aus dem Deutschen Reich, Österreich, der Tschechoslowakei, der Schweiz, Rumänien und der Freien Stadt Danzig an. 1933 geriet er unter großen politischen Druck, dem die Führung — in der vergeblichen Hoffnung, dadurch den Verband zu retten — teilweise nachgab.

Als im Sommer 1933 auch von den österreichischen Verbindungen ultimativ eine pro-nationalsozialistische Erklärung verlangt wurde, war das Maß voll: Mit Schreiben vom 15. Juli 1933 sagten sich die österreichischen Verbindungen vom CV los, der sich im Herbst 1935 so wie alle anderen Korporationsverbände auflösen mußte. 1938 wurden auch die österreichischen Verbindungen verboten und ihr Eigentum beschlagnahmt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand der CV, beschränkt auf das Gebiet der Bundesrepublik, wieder nach seinen alten Grundsätzen. Der ÖCV blieb davon selbständig. Er umfaßt heute 43 Verbindungen mit insgesamt 10.000 Mitgliedern.

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