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1978 - ein Jahr der Stabilität

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Frühlingszeit - Bilanzenzeit. Alle Jahre wieder, überfällt uns eine Flut von Bilanzen, die jedoch nicht unbeachtet bleiben soll. Vor allem jene der Banken und Sparkassen haben eine Aussagekraft, so z. B. Rückschlüsse über die Wirtschaftspolitik der Regierung, über das Verhalten der Unternehmen und dergleichen mehr.

Nun, wie war das Jahr 1978? Sicher nicht überwältigend, aber doch von einer Stabilität gekennzeichnet. Die Banken und Sparkassen verbuchten Zuwachsraten, die durchschnittlich 15 Prozent betrugen und zieht man davon die Pleiten, mit denen die Institute belastet waren und noch sind, in Betracht, so war der Zuwachs doch beachtlich.

Dies drückten die einzelnen Bankchefs auch in ihren Worten bei den diversen Pressekonferenzen aus. Aber auch in den Forderungen und Wünschen stimmten sie überein. So das vehemente Verlangen nach einer Lockerung der Privatkredite, deren momentane Einengung, ein Zuwachs von nur 0,55 Prozent per Monat, kein Verständnis hervorruft.

CA-Chef Treichl berief sich auf eine Untersuchung, aus der hervorgeht, daß nur etwa 20 Prozent der Gelder aus Privatkrediten für Importgüter ausgegeben werden und so keine wesentliche Belastung unserer Handelsbilanz sind. Durch eine Lockerung würden aber beträchtliche Geldmittel zur Ankurbelung des Konsums frei.

Ganz abgeschlagen bei den Privatkrediten präsentierte Generaldirektor Erndl die Länderbank. Durch die jahrelange Zurückhaltung seines Institutes auf diesem Sektor verlor die Bank wichtiges Terrain, welches durch die gesetzten Restriktionen kaum mehr aufzuholen sei.

Doch zurück zum Vorjahr. Ein Erfolg war die Bekämpfung der Inflation, eine kräftige Verringerung des Leistungsbilanzdefizits und die erhaltene Vollbeschäftigung. Dagegen steht, daß die Gewinnerosion in der österreichischen Wirtschaft teilweise dramatische Formen annahm. Die Gelddecke wurde knapp und die Investitionslust nahm, von Ausnahmen abgesehen, ab. Die Auswirkungen bekamen die Banken hinreichend zu, spüren.

Dazu kamen die sattsam bekannten Pleiteunternehmen, hier wieder aus der Bau- und Textilindustrie, die die Banken belasteten. Daß dies nicht gerade freiwillig geschah, gab CA-Chef Treichl gar nicht so ungern zu. Er sprach vorsichtig von maßgeblichen Stellen, die das Engagement in solchen Unternehmen bewirkten und trat gleichzeitig dem Vorwurf entgegen, daß Banken gewinnorientiert seien. Der Vorwurf sei insofern unberechtigt, da eine Bank Gewinne machen muß und er ließ die Frage, ob man sich eine Bank ohne Gewinn vorstellen könne, in der Luft hängen.

Ein weiteres Anliegen der österreichischen Banken und Sparkassen war und ist die Erweiterung des Filialnetzes. Der Konkurrenzkampf der einzelnen Institute um den Sparer ist hart und wird es weiterhin bleiben. Nichtsdestoweniger wird eine Selektion der Filialen, so Generaldirektor Erndl von der Länderbank, notwendig sein.

Er wies aber auch eine unausgesprochene Frage, nach einem Vergleich mit den berüchtigten Zwanzigerjahren, in denen, so wie heute, an jeder Ecke eine Bank zu finden war, zurück. Dieser Vergleich sei unpassend, denn damals waren dies lauter ejgenständige Banken, die keine Eigenmittel und Rücklagen hatten, während es sich heute um reine Filialen einer Mutterbank handelt.

Dem allgemeinen Durchschnitt entsprechend, schnitten auch die Postsparkasse und die P. S. K. Bank ab, nämlich mit einem Bilanzsummenzuwachs von 15,4 Prozent bei der P. S. K. und einer Verdoppelung der Bilanzsumme der Bank. Dies ist insofern nicht außergewöhnlich, da der P. S. K. Bank die Umstellung von einer Teilzahlungsbank auf eine Kommerzbank innerhalb eines Jahres gelang.

Über 50 Prozent des Geschäftsvolumens entfielen auf Transaktionen und Abschlüsse, die erst durch die Vollban-kenkonzession ermöglicht wurden. Aber auch hier das Stöhnen nach einer Lockerung des Limes. Wie Gouverneur Dkfm. Nößlinger ausführte, gestattete die Poolung des Limes der P. S. K. mit ihren Tochterbanken zwar eine zeitlich bessere Ausnützung und ermöglichte den affilierten Instituten eine stärkere

Kreditexpansion, brachte jedoch im Gesamten keine Besserung.

Eine ausgezeichnete Aufnahmebereitschaft herrschte 1978 auf dem Wertpapiersektor. Von den zur Zeichnung aufgelegten Anleihen übernahm die P. S. K. ein Nominale von 2,8 Mrd. Schilling, wovon sie mehr als 50 Prozent an das Publikum verkaufte. Beim P. S. K.-Sparplan, einer Kombination von Konten- und Wertpapiersparen, wurden neue Kundenschichten für das Anleihesparen gewonnen, außerdem beteiligte sich die Postsparkasse zusammen mit der Creditanstalt-Bankverein und den Landeshypothekenbanken an dem A-1 Investmentfonds, der seine Veranlagungen ausschließlich in inländischen festverzinslichen Wertpapieren tätigt und für den die P. S. K. als Depotbank fungiert.

Am erfreulichsten war das Wachstum bei der Bank für Arbeit und Wirtschaft. Es wurde immerhin das zweitbeste Ergebnis der letzten sieben Jahre erzielt, nämlich ein Zuwachs von 26,7 Prozent (1977: 33,2%), was einer Bilanzsumme von 51,8 Mrd. Schilling entspricht. Und dies ebenfalls unter den ungünstigen Rahmenbedingungen, die bereits aufgeworfen wurden.

Doch gelang es der BAWAG, sich geschickt zu engagieren. Das direkte Kreditgeschäft an die Nichtbanken-Kund-schaft zeigte die bisher absolut höchste Steigerung um 5,1 Mrd. Schilling und mit dem 31. Dezember 1978 hafteten Kredite in der Höhe von 21,9 Mrd. Schilling aus. Aber auch die Finanzierung österreichischer Exporte hatte an der Ausweitung einen entscheidenden Anteil. Allein die Mittel aus der direkten Exportförderung über die Kontrollbank hatten sich nahezu verdoppelt und erreichten ein Volumen von 5,2 Mrd. Schilling.

Abschließend kann man sagen, daß es kein schlechtes Jahr war, dieses 1978, und die Erwartungen an die Zukunft werden auch nicht so schlecht beurteilt. Ein kleines Zurückschrauben der Gewinne wird es wohl geben und der Druck wird größer .werden. Wollen wir unsere Banken und Sparkassen als Barometer unserer Wirtschaft ansehen, so steht es wohl ein klein wenig über Veränderlich, neb

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