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1982: Zehnter Gewerkschaftstag der GPA

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Die Gewerkschaft der .Privatangestellten (GPA) befindet sich mitten in den Vorbereitungen für ihren 10. Gewerkschaftstag, der im November 1982 in Wien stattfinden wird.

Die einzelnen Sektionen und Gliederungen werden in den Monaten davor ihre Hauptversammlungen und Landeskonferenzen abhalten. An der Formulierung eines neuen, erweiterten und zukunftsorientierten Aktionsprogramms wird bereits gearbeitet. Der letzte Zentralvorstand hat in einer Arbeitstagung mit den organisatorischen Vorbereitungen begonnen. Das neue „Aktionsprogramm bis 1986", das Mitte des Jahres auch den Mitgliedern der GPA vorgelegt wird, die ihrerseits ihre Ideen in die Gemeinschaft miteinbringen können, soll die Vorstellungen der Gewerkschaft zur Bewältigung der Zukunft beinhalten und jene Ideen zusammenfassen, die in einer wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeit notwendig sind.

Es ist in diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben, daß es die GPA nicht dabei bewenden läßt, alle vier Jahre Forderungen zu beschließen, sondern daß sie auch konsequent daran geht, die Forderungen in allen Bereichen, in denen sie Einfluß hat, zu verwirklichen. Viele Ideen des bisherigen Aktionsprogramms konnten auf diese Weise Realität werden.

Chancengleichheit für Mann und Frau

Die GPA war Vorreiter bei der Lösung vieler Probleme in der Arbeitswelt und hat durch ihr Eintreten für die Rechte der Angestellten oft Schranken überwunden, die im Bewußtseinsrückstand begründet lagen. Als Beispiel dafür kann die Forderung nach Chancengleichheit von Mann und Frau genannt werden.

Seit Jahren setzt sich die Frauenabteilung gemeinsam mit der Gesamt-Gewerkschaft dafür ein, daß Lohnungleichheiten, die zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern trotz gleicher Qualifikation und gleicher Leistung bestehen, beseitigt werden.

Es wurde dafür gesorgt, daß die Berufsbezeichnungen in den Kollektivverträgen geschlechtsneutral formuliert sind. Dies geschieht im Interesse aller weiblichen Angestellten, die bereits 53 Prozent der gesamten Angestellten darstellen, und auch bei den Mitgliedern einen Anteil von 43 Prozent erreicht haben. Aber auch gegen diskriminierende Werbung und Stellenangebote und tendenziöse Berichterstattung in den Medien, für eine Anpassung der Schulbücher und der Lehrpläne an die Realität des täglichen Lebens setzen sich die Funktionäre und Funktionärinnen der GPA unermüdlich ein.

Verhandlungen in schwierigen Zeiten

Eine von vielen Angestellten - vor allem jenen, die nicht der Gewerkschaft beitreten - unbeachtete, aber wichtige Tätigkeit ist die jährlich wiederkehrende Gehaltsverhandlung, bei der die Gewerkschaftsvertreter mit den Unternehmern in zahlreichen, oft bis in die Nacht dauernden Gesprächen um jeden Zehntel-Prozentpunkt, um jeden Schilling, kämpfen müssen. Das Argument der Unternehmer ist immer, daß sie sich eine Gehaltserhöhung Ihrer Angestellten nicht leisten können - ein kaum glaubwürdiges Argument, wenn man bedenkt, daß einerseits in vielen Bereichen die Umsätze steigen und daß andererseits durch Rationalisierungsmaßnahmen von den Unternehmern kräftigst eingespart wird.

Gerade in den auf uns zukommenden schwierigen Zeiten wird es notwendig sein, daß die Gewerkschaft

für alle Angestellten - nicht nur die organisierten - Gehaltserhöhungen durchsetzt und dabei vor allem für einkommensschwache Schichten vermehrte Verbesserungen und zumindest eine Teuerungsabgeltung bringt. Freiwillig und großzügig sind die Unternehmer bereits jetzt nicht mehr, das haben die heuer stattgefundenen Gehaltsverhandlungen in allen Bereichen - Industrie, Handel, Dienstleistung - gezeigt. Auch im Jahr 1982 werden sich viele Angestellte nicht mehr darauf verlassen können, daß sie sich’s mit ihrem Chef schon „richten" können. Da kann dann nur die gemeinsame Stärke aller in der Gewerkschaft vereinten Angestellten helfen und die Solidarität zwischen den einzelnen Berufszweigen.

Erweiterung der Mitbestimmung

Ebenfalls nicht von alleine und ohne den Druck einer starken Gewerkschaft werden die Unternehmer vermehrten arbeitsrechtlichen Verbesserungen oder gar einer Erweiterung der Mitbestimmungsmöglichkeiten zustimmen. Daher ist es besonders wichtig, daß die Gewerkschaft der Privatangestellten ihren Forderungen nach mehr Mitbestimmung klar und deutlich im Aktionsprogramm formuliert. Das war auch im bisherigen Programm der Fall, in dem es heißt:

Die Mitbestimmung bei allen wirtschaftlichen, technischen und organisatorischen Entscheidungen auf betrieblicher Ebene gehört zu den wichtigsten Zielen der Gewerkschaft der Privatangestellten. Diese Interessenwahrnehmung ist besonders von den Angestellten selbst, den von ihnen gewählten Betriebsräten und der zuständigen Gewerkschaft auszuüben. Vor allem ist die Mitbestimmung am Arbeitsplatz, im Betrieb und Unternehmen sowie im überbetrieblichen Bereich auszubauen.

Jeder Angestellte ist über alle ihn betreffenden Vorgänge im Betrieb rechtzeitig zu informieren. Er ist berechtigt, in allen ihn direkt betreffenden Belangen bei Beachtung der übergreifenden Interessen eines Teiles oder der ganzen Belegschaft mlt- zubestimmen. Dies gilt besonders für die Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsorganisation. Dabei ist ein Höchstmaß an Wohlbefinden anzustreben.

Träger der Mitbestimmung sind die gewählten Betriebsräte in den im Betriebsverfassungsrecht verankerten Gremien (Gruppenbetriebsrat, Betriebsausschuß, Zentralbetriebsrat). Sie üben ihre Tätigkeit unter Berücksichtigung der überbetrieblichen Zielsetzungen mit größtmöglicher Unterstützung der Gewerkschaft aus.

Es ist eine Verstärkung der Mitbestimmung in allen personellen, sozialen und wirtschaftlichen Angelegenheiten zu verwirklichen. Bei Nichteinhaltung gültiger Normen durch den Arbeitgeber sind bessere Sanktionsmöglichkeiten vorzusehen.

Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Angestellten werden weitgehend auch von Faktoren beeinflußt, die außerhalb des einzelnen Betriebes oder Unternehmens liegen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Mitbestimmung in allen jenen über

betrieblichen Bereichen zu verstärken, in denen Angestellteninteressen betroffen sind und gestaltet werden.

Die Gewerkschaft der Privatangestellten bekennt sich zur Vertretung wichtiger Belange der Angestellten im Rahmen der Wirtschaftspartnerschaft. Es sind jedoch schrittweise die Einflußmöglichkeiten der Gewerkschaften auf die Entscheidungsprozesse auszubauen.

Mitbestimmung bedeutet Demokratisierung der Wirtschaft

Die Mitbestimmung ist deshalb von so großer Bedeutung, weil damit im Ansatz jenen Gefahren begegnet werden kann, die durch neue Technologien Einzug in die Arbeitswelt, besonders bei den Angestellten, halten.

Denn die technologische Entwick-

lung in den Betrieben gewinnt ständig an Bedeutung und beeinflußt weitgehend die gesamte Wirtschaft. Insbesondere die Anwendung elektronischer Datenverarbeitungsanlagen, in allen Bereichen der Verwaltung, in der Produktion und im Handel nimmt ständig zu.

Diese Entwicklung - zu der sich die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) grundsätzlich bekennt - darf jedoch nicht nur den Unternehmern überlassen bleiben. Um die großen Chancen zu nützen, die mit der modernen Technik verbunden sind, und andererseits die großen Gefahren zu vermeiden, die sich daraus ergeben können, ist die volle Mitbestimmung der Angestellten und ihrer Interessenvertreter bei allen technischen und organisatorischen Entscheidungen unerläßlich.

Die menschengerechte Gestaltung der Arbeit, das heißt, die Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsorganisation so, daß gesundheitliche Schäden vermieden werden und ein Höchstmaß an Wohlbefinden erreicht wird, ist ein entscheidendes und vordringliches Anliegen der GPA.

Die GPA ist bemüht, jene Informationen ihren Mitgliedern zu liefern, die sie anregen sollen, gemeinsam mit den Betriebsräten humanere Arbeitsinhalte und Arbeitsplatzumgebungen zu schaffen.

Der Wille der arbeitenden Menschen, die Arbeitswelt bewußt mitzugestalten und bei wichtigen, sie betreffenden Entscheidungen mitzube- stimmen allein wird aber nicht genügen, um auch diesen wesentlichen Bereich unserer Gesellschaft zu demokratisieren.

Dies kann nur durch eine Erweiterung der Mitbestimmungsformen erreicht werden.

Die Mitbestimmung ist ein Teil der Mitverantwortung, die die Arbeiter und Angestellten, ihre Betriebsräte und die Gewerkschaftsvertreter bereit sind zu tragen, sind es doch letztlich ihre Arbeitsplätze, die es zu sichern gilt.

Ideen gemeinsam verwirklichen

Programme können wesentlich dazu beitragen, Zielsetzungen und Wege einer Organisation kennenzulernen.

Der Erfolg bei der Durchsetzung unserer Forderungen hängt vom Einsatz jedes einzelnen Angestellten innerhalb der Betriebe und der Gewerkschaft ab.

Sie gehören als Angestellte einer großen und einflußreichen Gruppe in Österreich an.

Bitte bedenken Sie: Nur eine starke Gewerkschaft kann die gesteckten Ziele auch wirklich erreichen.

Wir bitten Sie, Mitglied zu werden und nicht abseits zu stehen. Denn nur gemeinsam können wir Ideen verwirklichen. Jedes neue Mitglied stärkt uns.

Jedes neue Mitglied kann seine Vorstellungen in die Gemeinschaft einbringen.

Wir suchen den Dialog mit den Angestellten, mit den Menschen.

Wir bitten Sie, uns zu unterstützen bei diesen Anliegen - gemeinsam mit uns-auch 1982, im Jahre des 10. Gewerkschaftstages - für alle Angestellten.

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