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30 Jahre Bischof von Linz

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Das schwere Motorrad, mit dem er 30 Jahre durch die Diözese gefahren war, hat er verkauft: das ist für den Linzer Bischof Franz Sa-les Zauner aber nicht das äußere Zeichen des Rückzugs aus der Seelsorge, die ihm immer am Herzen lag, sondern nur die Folge eines schweren Unfalls, von dem er aber wieder völlig genesen ist. Vor 30 Jahren, am 22. Juni 1949, wurde Franz Zauner zum Bi-schofskoadjutor mit dem Recht der Nachfolge für den erkrankten Bischof Josef Fließer ernannt.

Rund ein Viertel der Katholiken Oberösterreichs hat der Diöze-sanbischof selbst gefirmt. Das ist mit die Ursache, daß die Gläubigen ihn wirklich schätzen. Dann ist es wohl auch die klare Sprache seiner Predigten: einfach, offen, ohne Fremdworte, einprägsam.

Die Diözese ist gut organisiert, an der Spitze des Klerus und der Laienorganisationen stehen gute Leute. Auch das ist das große Verdienst des Diözesanbischofs, der sofort nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Aufbau der Katholischen Aktion begann, das damals umfangreiche Flüchtlingswesen auch kirchlich in den Griff bekam und eine rege Bautätigkeit entfalten ließ.

Wenn heute das neue Diözesan-haus der Fertigstellung entgegensieht, so ist dies ein Symbol auch für die Geschlossenheit der Kirche von Linz: In dem Haus werden alle Dienststellen der Kirche vom Pastoralamt bis zur Katholischen Aktion und zur Caritas eine Heimstatt finden.

Wenn Bischof Zauner, Doktor der Philosophie und der Theologie, die Diözesanregierung auch erst mit 1. Jänner 1956 antrat, so müssen doch die 30 Jahre des bischöflichen Wirkens als Ganzes gesehen werden. Prälat Franz Vieböck, der als Leiter des Pastoralamtes das Wirken des Bischofs sicherlich bestens 'beurteilen kann, betont denn auch, daß der heutige Diözesanbischof auch als Koadjutor wegen der krankheitsbedingten Behinderung Fließers schon einen beträchtlichen Teü der Verantwortung und Arbeitslast auf seine Schultern nehmen mußte.

Unbestritten ist die ungewöhnlich fruchtbare Bauperiode der katholischen Kirche in den vergangenen 30 Jahren: Kirchen-und Pfarrheimbauten; zahlreiche Restaurierungen von kunsthistorisch wertvollen Kirchen, Stiften und Klöstern; Erweiterungen im

Priesterseminar; im Petrinum; im Bildungshaus Schloß Puchberg bei Wels; das Hochschülerheim und Zentrum der Hochschulge-meinde in Linz; die Pädagogische Akademie der Diözese; das neue Diözesanhaus; das Haus der Frau in Linz; Bildungs- und Erholungseinrichtungen der Frauenbewegung in Dachsberg und nun neue Planungen für den Ausbau des Domhauses in Steyr.

Diese Äußerlichkeiten wären zu wenig, wenn sie nicht getragen würden von der geistigen Erneuerung: neue Pfarren und Pfarrex-posituren, eine starke Katholische Aktion der Frauen und Männer mit rund 100.000 Mitgliedern und auflagenstarken eigenen Mit-gliedszeitschriften, eine intensive Tätigkeit des Katholischen Bildungswerkes und eine verzweigte kategorielle Seelsorge... Der Diözesanbischof, der am 11. Dezember 1904 in Tollet bei Grieskirchen geboren ist, kann wirklich auf eine reiche Arbeit zurückblicken.

Uber die Diözese hinaus hat sich Bischof Zauner für ganz Österreich Verdienste erworben: als liturgischer Referent der Bischofskonferenz, als Schulreferent und als Referent für Finanzfragen. Beim Zweiten Vatikanum versäumte Zauner kaum eine Sitzung; in der Liturgiekommission war er mit 2200 Stimmen das meistgewählte Mitglied. Als „MIVA-Bischof' und als erster Diözesanbischof der Welt, der beispielgebend ein Prozent der Diözesaneinnahmen für die Mission bestimmte, hat er sich auch um die Weltkirche verdient gemacht.

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