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40 Jahre später

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„Wir danken Gott für die ökumenische Bewegung“, so beginnt der Bericht einer Arbeitsgruppe auf der ersten Vollversammlung des ökumenischen Rates der Kirchen in Amsterdam 1948, „denn wir glauben, daß sie eine Bewegung in der Richtung ist, die er will. Sie hat uns geholfen, unsere Einheit in Christus zu erkennen. Wir erkennen, daß er unter uns mächtig am Werk ist, um uns weiterzuführen auf Ziele hin, die wir vorerst nur undeutlich wahrzunehmen vermögen.“

Diese Sätze aus dem Bericht der Sektion 1 „)ie Kirche in Gottes Heilsplan“ machen deutlich, was die Delegierten der Ökumene 1948 in Amsterdam bewegt hat. Mag die Zielvorstellung damals noch unbestimmt gewesen sein, wichtig war ein gemeinsamer Exodus der beteiligten Kirchen aus der Versteinerung konfessioneller Eigensinnigkeiten. Die Evangelische Kirche A. und H. B. in Österreich war bei dieser ökumenischen Frühlingsstimmung dabei.

40 Jahre später sind die Ziele der Ökumene überraschenderweise immer noch undeutlich. Damit soll keineswegs geleugnet werden, wieviel in und durch die Kirchen geschehen ist, was ohne die ökumenische Bewegung nicht passiert wäre. Klar ist auch, daß es letztlich um die Einheit in Christus geht. ■ A ber wie das Ziel organisatorisch, kirchenrechtlich, theologisch und liturgisch zu formulieren sei, darüber gibt es keinen Konsens. Es mag verblüffend sein, aber die Konfessionskirchen unterscheiden sich auch und gerade in ihren Zielvorstellungen von Ökumene.

Ist also für die Kirchen die gelebte Eigenheit noch immer bestimmender als die erkannte Gemeinsamkeit? Darauf ist nicht mit einem bedauernden „a“ zu antworten. Denn in dieser kirchlichen Eigenheit steckt die Wurzel für die Individualität und das Selbstbewußtsein einer Kirche. Einer Kirche die Eigenheit zu nehmen, würde bedeuten, sie geistlich zu zerstören. Und darum ist exakt zwischen ökumenischer Annäherung und Konversion zu unterscheiden. Kirchen sollten sich endlich darüber im klaren sein, daß keine von ihnen „übertreten“ kann.

Konkret heißt das, die Kirchen müssen lernen, einander in ihren Eigenheiten zu respektieren — und eben nicht immer wieder versuchen, einander gerade diese Eigenheiten abzugewöhnen. Mehr noch, diese Eigenheiten — das heißt also die zum Selbstverständnis notwendigen Unterschiede — nicht unbedingt als kirchentrennend anzusehen, ja sie als Bereicherung zu entdecken. Damit bekenne ich mich zum Modell der „versöhnten Verschiedenheit“.

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