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7 Oskar zuviel

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Ein Film hat sieben „Oscars“, sieben der höchsten amerikanischen Filmakademie-Auszeichnungen gewonnen: man erwartet also zumindest einen monumentalen Großfilm im Stil von „Lawrence of Arafoia“ oder „Ben Hur“ (da er amerikanischer Herkunft ist) — oder ein. künstlerisches Meisterwerk im Stil eines Fellini, Antonioni, Bunuel, jedenfalls aber, da es sich um eine Komödie handeln soll, daß sie vom Geist Lubitschs inspiriert ist. Nichts dergleichen: „Der Clou“ ist eine höchst amüsante, perfekt gestaltete und charmant dargestellte Gaunerkomödie aus dem Chicago der dreißiger Jahre (im Zuge der Gangster-Filmwelle und des Erfolgsrezeptes), aber wofür sind die „Oscars“? Das gleiche Team, das vor einigen Jahren bereits den Räubenfilm „Zwei Banditen“ lieferte, Regisseur George Roy Hill und die Stars Paul New-man und Robert Redford, hat auch hier wieder ausgezeichnete Arbeit geleistet, edn Gangster-Chicago der Depressionszeit ins Atelier gebaut, das unerhört naturalistisch und milieuecht wirkt und drum herum eine Story gezimmert, die originell, spannend und unterhaltsam ist, also einen Film gemacht, den man jedermann zur Unterhaltung empfehlen kann — dessen einziger Fehler es ist, daß er mit Preisen in einem Maß überbewertet wurde, daß man etwas so Besonderes erwartet, etwas Einmaliges, und dann deswegen (und nur deswegen) bitter enttäuscht wird ... Hier demonstriert sich, eindeutig wie selten, der Nachteil der übertreibenden Reklamewirkung!

Neben den beiden dieswöchigen Angeboten aus der amerikanischen Serie der Polizistenfilme, der „Cop-Movies“, deren einzige Absicht die Reinwascbung staatlicher Maßnahmen (Watergate!) darstellt und dies mit einer raffinierten Erziehung des Publikums zur gefühlsmäßigen und moralischen Gleichgültigkeit gegenüber jeder Form illegaler Gewalt, Brutalität und gesetzlich lizenziertem Mord (durch die Ordnungshüter) verbindet, „Die Seren-Ups“ und „Harley Davidson 344“ — letzterer ein Film für Motorrad-Fans! —, gibt es auch einen Western, der empfohlen werden kann: dem stillen und wirklich poetisch-schönen Abgesang auf den alten Wilden Westen mit dem zwar den Stil des Films sehr treffenden und lyrisch-bedeutsamen Titel „Begrabt die Wölfe in der Schlucht“ (der aber in keinerlei Zusammenhang zum Inhalt steht!). Man sieht es ihm nicht an, daß er in Israel gedreht wurde — so milieuecht, überzeugend und auch landschaftlich sorgfältig ausgewählt ist er gemacht worden. Es ist das Werk eines Könners, eines Nachfolgers des frühen Sam Peckinpah, der ohne dessen heutige Härte und Brutalitäten auskommt und ein Bildgedicht vom sterbenden Westen schlicht und einfach zu erzählen vermag. Ein wahrhaft „stiller Western“ ...

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