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900 Jahre Benediktiner in Admont -1074 bis 1974

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Die Kärntner Gräfin, die hl. Hemma von Gurk (gest, 1045), übereignete ihren obersteirischen Besitz der Salzburger Kirche zur Gründung des ältesten Männerklosters in der Grünen Mark. Erzbischof Gebhard von Salzburg (1060 bis 1088) weihte das Kloster nach der Regel des hL Benedikt, des Vaters des abendländischen Möndhtums, am Michaelstag, 29. September 1074, ein, stellte es unter den Schutz der Muttergottes und des hl. Blasius. Die ersten Mönche kamen von St. Peter in Salzburg wie auch später die ersten Chorherren für Seckau (1140) und Vorau (1163). Auf dem Hintergrund der Reichs-, Landes- und Kirchengeschichte legt die bleibende Festgabe zur 900-Jahr-Feier der weithin bekannte Publizist, Dichter, Lyriker und Kunstkritiker Prof. Rudolf List (Graz), dessen Name bereits den Lesern der „Reichspost“ unter Friedrich Funder vertraut war, der Öffentlichkeit vor. Es war ein guter Griff, den Abt Koloman von Admont, jetzt Abtpräses der österreichischen Benediktinerkongregation, getan, als er mit Einwilligung seines Kapitels Rudolf List, aus dessen Feder bereits die 12. Lieferung der „Kunst und Künstler in der Steiermark“ (Oö. Landesverlag Ried im Innkreis 1973) stammt und den die Fachwissenschaft des Auslandes gebührend gewürdigt hat, mit der Herausgabe dieser umfassenden Festschrift betraut hat. Zur 800jährigen Jubelfeier Admonts veröffentlichte der berühmte Stiftshistoriiker P. Jakob Wichner OSB 1874 den ersten Band seines auf vier Bände angewachsenen Monumentalwerkes: „Geschichte des Benediktiner-Stiftes Admont“, dessen letzter Band als Festgabe zur Feier der Erinnerung an den 1400-jährigen Geburtstag des hl. Benedikt (geb. 440) im Selbstverlag des Verfassers 1880 (Styria, Graz) erscheinen konnte. Auf Grund dieses gigantischen Werkes, dessen Urkün-denbuoh allein 254 Urkunden ausmacht, und der bis heute zahlreichen Veröffentlichungen über das weltberühmte Benediktinerkloster — eine Bibliographie über Admont allein ergäbe schon eine ansehnliche Schrift — gibt R. List einen Rechenschaftsbericht über den uralten Kulturboden des mittleren obersteirischen Ennstales, auf dem zum ersten Male in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen am 1. Oktober 859 der Name Admont (in valle Ademundi = Tal des Edmund) erwähnt wird. Im übrigen will man den Namen Admont aus dem Illyrischen ableiten und als „Tal mit viel Wasser“ = Sumpfland deuten, so A. Krause OSB: 900 Jahre Stift Admont, in: Blätter für Heimatkunde, Graz, 48. Jg., Heft 1, S. 2, 1974. Schon in der Frühzeit seiner Gründung wurde Admont im gewaltigen Kampf zwischen Imperium und Sacerdotium während des Investiturstreites ein kirchliches Reformkloster. Als papsttreues Kloster hatte es von den Feinden der Salzburger Kirche viel zu leiden. Nach dem Wormser Konkordat 1122 erhielt Admont an Stelle der alten zerstörten Kirche unter Erzbischof Konrad I. von Salzburg (1106 bis 1147) eine prächtige romanische Basilika im sächsischen Stützenwechsel, wohl wie St. Peter in Salzburg und Seckau. „Sie hatte prächtige Marmorsäulen und fand in jenen Berggegenden kaum ihresgleichen.“ Admont wurde mit-der Einführung der strengen Satzungen von Hirsau und Junggorze von weitestgehender Ausstrahlung im innerösterreichi-sohen Raum. Ohne Übertreibung kann man wohl sagen, was die Abtei Niederalteich für den süddeutschen Raum war und ist — vor kurzem konnte Niederalteich sein 1200j ähriges Bestehen feiern —, war und ist Admont für den innerösterreichischen Raum. Schon sehr früh entstand wie in Seokau auch in Admont eine Schreib- und Malschule, in der wissenschaftliche Mönche zahlreiche Werke verfaßten. Eine Aufzählung der Werke gelehrter Äbte ist müßig. Theologie, Geschichtsschreibung (Anmalen) und Kunst erlebten im

12. und 13. Jahrhundert höchste Blüte. Als mächtigster Grundherr hat Admont durch Einführung der Institution der Laienhrüder wie die grauen Mönche des Stiftes Rein bei Graz auf dem Gebiete der Bodenkultur Beachtliches geleistet. Der Stiftsbesitz, durch zahlreiche Schenkungen vermehrt, erstreckte sich vom obersteirischen Ennstal bis ins Palten-, Liesing- und Murtal, mit den Streubesitzungen von der Donau über Nieder- und Oberösterreich bis nach Bayern, Tirol und über Kärnten nach Friaul. Weinbau, Obst- und Gartenkultur, Bergbau und das differenzierte Handwerk wurden von den Laienbrüdern und Mönchen vorbildlich betrieben. Auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge gab ein reichausgestattetes Spital mit einer Abteilung für Aussätzige beredtes Zeugnis mittelalterlicher Wohlfahrtspflege. Unter den Äbten des

13. Jahrhunderts ragt Heinrich II. (1275 bis 1297) wegen seines internationalen Ansehens, er war als Landschreiber der oberste Finanzbeamte des Landes und Landeshauptmann von Steiermark, hervor, er stammte aus St. Walburg bei St. Michael in Obersteiermark. Ihm folgte in Abt Engelbert ein Denker von Format, über dessen wissenschaftliche Werke der Verfasser eine kritische Analyse (S. 131—142) gibt.

Was die Söhne St. Benedikts als Seelsorger auf den drei Dutzend Admont inkorporierten Pfarren geleistet haben und noch leisten, hat R. List in Dankbarkeit festgehalten und dabei auch die unscheinbarste Kirche mit ihren Filialen und deren Kunstwerken nicht vergessen. Die wechselvolle Geschichte hat er jeweils nach den Regierungszeiten der Abte behandelt, was sich aus verschiedenen Gründen als vorteilhaft erwies. Breiten Raum widmet er den Sehenswürdigkeiten, von denen die weltberühmte Bibliothek mit ihren 18 Schnitzwerken des größten stei-rischen Barockbildhauers Josef Thaddäus Stammel (1695 bis 1765), mit ihren 150.000 Druckwerken, darunter 1100 Handschriften und 900 Frühdrucken, besonders hervorzuheben ist. Dem derzeitigen Archivar und Stiftsbibliothekar, titl. ao. Univ.-Prof. DDr. P. Adalbert Krause OSB, gebührt das Verdienst, nach einer leidvollen Aufhebung des Stiftes unter dem NS-Regime das Archiv, das naturhistorische und kunsthistorische Museum — letzteres spiegelt in fünf Räumen den beinahe 1000jährigen Kunstsohatz des Stiftes von der Romanik bis zur Gegenwart wider — modern technisch und künstlerisch vornehm ausgestaltet zu haben.

In diesem Jahr, 1974, feiern in der Steiermark mehrere Städte (Bruck, Judenburg und Trieben) ihre Jahrhundert-Jubiläen. Trieben beabsichtigt eine Monster-Festwoche zur 900-Jahr-Feier, bei der eine Reihe von Veranstaltungen mit Leistungsschauen der Gewerbetreibenden geplant sind. Die Festschrift über 900 Jahre Admont ist in jeder Hinsicht eine gewaltige Leistungsschau der Söhne St. Benedikts, die uns in gemeinverständlicher Sprache, wissenschaftlich präzise fundiert, mit zahlzahlreichen Bildern illustriert, als bleibende Festgabe geboten wird. Sehr erfreulich ist die Tatsache, daß der weitschauende Abt Koloman mit seiner Mönchsgemeinschaft im Jubeljahr seines Klosters als sinnvolle Schöpfung echt benediktinischer Kulturarbeit ein Vollgymnasium mit 8 Klassen errichten wird. Das Sankt-Blasius-Münsiter erhält zudem noch eine neue Orgel von der Firma Rieger (Vorarlberg). Es versteht sich von selbst, daß die vielen Leistungen des derzeitigen Abtes im Stift und in den Pfarren nach Gebühr gewürdigt werden. Außer ihm und seinen vielen Mitarbeitern im Weinberg des Herrn ist dem Verfasser R. List, der in kürzester Zeit neben seiner vielseitigen publizistischen Tätigkeit termingerecht und meisterlich sein größtes Werk geschaffen hat, der Dank auch der „Klosterfremden“ gesichert. Anerkennung ist dem Verlag für die saubere drucktechnische Leistung, insbesondere für die reiche Bebilderung, auszusprechen. Eine glanzvolle Leistung für die Ordensgeschichte St Benedikts, nicht zuletzt für die Landesgeschichte Steier-marks, deren Antlitz das 900jährige Admont neben den anderen Landesklöstern wesentlich mitgeprägt hat. Ad plurimos annos feliciter.

STIFT ADMONT 1074—1974. Festschrift zur Neunhundertjahrfeier; von Rudolf List. 580 Seiten mit 250 teils farbigen Bildern. S 378.—. Oö. Landesverlag, Ried im Innkreis 1974.

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