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Abtreibung und Euthanasie sind inhuman

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„Was ich da zu hören bekomme, ist der reinste Alptraum", faßte ein Psychotherapeut, der Pfleger in Spitälern ausbildet und betreut, seine Erfahrungen in einem Interview mit einer französischen Zeitschrift zusammen.

Weil mich die Worte von Francois Paul Cavallier so betroffen gemacht haben, will ich ihn etwas ausführlicher zitieren: „Ich höre laufend vom Leiden dieser Berufsgruppe, die tagtäglich mit der Euthanasie konfrontiert ist. Die Pfleger sind nämlich Menschen, die ihren Beruf aus Liebe und Solidarität mit ihren Mitmenschen gewählt haben. Und statt von ihrem solidarischen Beistand für den kranken Zeugnis ablegen zu können, verlangt man von ihnen, Mixturen zu verabreichen, die den Patienten in Bewußtlosigkeit tauchen oder ihm den Tod bringen. Diese Situation bringt sie in unerträgliche Widersprüche. Sie haben eine humanitäre Berufung gewählt und man zwingt ihnen tierärztliche Praktiken auf...

Einige Patienten, denen man eine gewisse Dosis verabreicht, sterben einfach nicht - auch nicht nach der fünften Injektion! Man stelle sich die inneren Krisen dieser „Pfleger" vor, die es nicht schaffen, ihren Patienten den Todesstoß zu geben, denen aber bewußt wird; wie sehr diese Menschen an ihrem Leben hängen..."

Wie wertvoll, das Problem der Euthanasie, für die immer häufiger die Werbetrommel gerührt wird, von dieser Warte aus sehen zu können. Hier wird ihr wahres Gesicht offenkundig. Da ist keine Spur jener Humanität, die die Euthanasie-Befürworter auf ihren Fahnen tragen, zu erkennen. Es ist diesselbe verlogene Humanität, die von den Abtreibungsbefürwortern strapaziert wird. Und sie wird ebenso hartnäckig ohne Rücksicht auf menschliches Elend und eindeutige Fakten weiterpropagiert.

Falsche Humanität

Erst kürzlich wieder hat sich Johanna Dohnal in dieser Frage hervorgetan. Bei einer Tagung zum Thema „Geburtenregelung - Eine alte und immer wieder neue Frauenfrage" wiederholte sie ihre schon aus früheren Tagen bekannte Forderung, es müßte mehr Ambulatorien und Spitäler geben, in denen „in angstfreier Umgebung" Abtreibungen durchgeführt werden könnten. Trotz der Fristenregelung gebe es immernoch nicht die Möglichkeit, in ganz Österreich einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen, klagte die Frau Minister. Noch immer gäbe es „keine flächendeckende ärztliche Betreuung." Ich staune immer wieder, mit welcher Unverfrorenheit da die Dinge verdreht werden. Ausagen, die längst richtiggestellt worden sind, werden stereotyp wiederholt.

Aber bei den Abtreibungsbefürwortern haben ja Argumente der Gegenseite noch nie zu einem Lernprozeß beigetragen. Daher ist es notwendig, mit derselben Regelmäßigkeit, mit der Abtreibungsbefürworter ihre Behauptungen und Forderungen in den Raum stellen, diesen entgegenzutreten - mit Aussagen, die zwar nicht neu, aber wenigstens zutreffend sind.

Also zunächst einmal: Ein Kind im Mutterleib zu töten, hat nichts mit ärztlicher Betreuung zu tun. Im Gegenteil: Es ist schlicht und einfach

Mißbrauch des ärztlichen Grundauftrages, Leben zu schützen, und fürdie betroffenen Ärzte und Schwestern erwiesenermaßen eine schwere psychische Belastung - auch wenn viele dies verdrängen.

Kein Recht auf Abtreibung

Zweitens: Das österreichische Strafgesetz kennzeichnet die Abtreibung als kriminelle Handlung. In bestimmten Fällen wird auf eine Strafverfolgung verzichtet. Aus diesem Verzicht auf Strafe ist in keiner Weise eine „Recht auf Durchführung der Fristenregelung", wie man es auch schon genannt hat, abzuleiten.

Die Forderung nach einer flächendeckenden Versorgung mit Abtreibungskliniken erscheint mir hart an der Grenze der Legalität zu sein, jedenfalls besonders zweifelhaft für ein Regierungsmitglied, das doch für die Einhaltung der Rechtsordnung verantwortlich sein sollte. Wie kommt eigentlich ein Minister dazu, die Einrichtung von Stätten, an denen vom Strafrecht als Delikt bezeichnete Handlung vorgenommen werden, zu fordern?

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