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Abwarten und abwarten

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Das Fehlen einer politischen Initiative ist in Israel schon jahrelang, besonders in den letzten Monaten, ein Handikap, das auf Schritt und Tritt spürbar ist. Das Mißtrauen gegen Ägypten und die anderen arabischen Nachbarstaaten ermöglichte es nicht, irgendwelche politische Schritte zu unternehmen, die von politisch-militärischen Verpflichtungen der Gegenseite abhängig sind. Statt dessen versucht man, an den heutigen Grenzen, wie sie seit dem Sechstagekrieg sind, festzuhalten. Jede befreundete oder nicht befreundete Macht* welche nicht bereit ist, diesen Standpunkt zu akzeptieren, wij-d fast ąutomatjsęh zu denGejį- nern gerechnet.

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Das Fehlen einer politischen Initiative ist in Israel schon jahrelang, besonders in den letzten Monaten, ein Handikap, das auf Schritt und Tritt spürbar ist. Das Mißtrauen gegen Ägypten und die anderen arabischen Nachbarstaaten ermöglichte es nicht, irgendwelche politische Schritte zu unternehmen, die von politisch-militärischen Verpflichtungen der Gegenseite abhängig sind. Statt dessen versucht man, an den heutigen Grenzen, wie sie seit dem Sechstagekrieg sind, festzuhalten. Jede befreundete oder nicht befreundete Macht* welche nicht bereit ist, diesen Standpunkt zu akzeptieren, wij-d fast ąutomatjsęh zu denGejį- nern gerechnet.

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Dadurch fühlt sich Israel politisch immer mehr isoliert. Es läßt keine Gelegenheit ungenützt verstreichen, um seine Gesprächspartner zu überzeugen. Dies fällt aber heute schwerer denn je, denn Israel ist nicht fähig, irgendeine politische Initiative zu unternehmen.

Die Wiedereröffnung des Suezkanals ist in die Feme gerückt. Um ihn seiner Bestimmung zurückzugeben, stellt Ägypten für Israel unakzeptable Forderungen.

Als Gegenstück zu der mißlungenen amerikanischen Initiative zwecks Teillösung des Nahostkonfliktes boten die Russen Ägypten einen Freundschaftspakt, welcher ihre Präsenz in der VAR offiziell bestätigen soll. Dafür erhält Ägypten die modernsten Waffen in nie gekannten Mengen. Heute verfügt es bereits über zweimal soviel moderne Kampfflugzeuge wie Israel, und weitere werden geliefert.

Die USA wollen trotz allem auf ihre Friedensinitiative nicht verzichten, und die aus zwei Gründen:

• Um die allgemeinen Beziehungen zu den arabischen Staaten zu verbessern.

• Das amerikanische Außenministerium glaubt, so lange verhandelt wird, wird nicht geschossen. Wobei die scharfen Reden des ägyptischen Staatspräsidenten Sadat, der nicht versiegenwollende Strom neuer Waffen und die Hartnäckigkeit der Israeli eines Tages zu einer Explosion führen müssen.

Vielleicht schneller, als man annehmen möchte. Der Besuch des deutschen Außenministers Walter Scheel bestätigte nur diese Situation: In bezug auf die EWG-Assoziierun- gen fand man viel Verständnis bei den deutschen Gästen. Der israelische Standpunkt zum Nahostkonflikt wurde von Scheel jedoch nicht akzeptiert.

Vor einiger Zeit traf sich der amerikanische Vizeaußenminister

Joseph Sisco mit Israels USA-Bot- schafter, Itzhak Rabin, und schlug diesem vor, zu einer Gesprächsrunde nach Israel zu kommen. Jerusalem zeigte die kalte Schulter. Die israelischen Forderungen auf weitere Waffenlieferungen, um das militärische Gleichgewicht im Mittleren Osten herzustellen, wurden bis heute noch nicht akzeptiert, wobei es hauptsächlich um Lieferungen von Phantom-Flugzeugen geht, die heute die besten amerikanischen Kampfflugzeuge sind.

Es ist anzunehmen, daß zum Schluß die Israelis die geforderten Waffen erhalten werden. Höchstwahrscheinlich nicht in der verlangten Menge. Aber die USA sind an einem starken Israel interessiert, auch wenn man zur Zeit Israel zum Nachgeben zwingen will.

Je ruhiger es an der äußeren Front ist, um so mehr gärt es im Innern. Ein Streik löst den anderen ab. Die Teuerung wächst den Einwohnern über den Kopf; die Steuern sollen erhöht werden, und die Löhne stagnieren. Auch die sozialen Differenzen, welche in einem Einwanderungsland wie Israel sehr kraß sind, kommen nun stärker zum Ausdruck und bringen unangenehme Erscheinungen mit sich. Wenn sich das Leben normalisiert, erwachsen normale Probleme. Und nur solange geschossen wurde, war man eben bereit, den Gürtel enger zu schnallen.

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