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Adoption statt Abtreibung!

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Mein Anliegen ist eine Aufwertung der Adoption als echte mögliche Alternative zur Abtreibung! Das gilt auch Tür den katholischen Bereich.

Nicht, als ob in anderen Lagern diese Aufwertung schon passiert wäre. Nur wünschte ich mir von den Katholiken eine differenziertere und gerechtere Sicht der Dinge, weniger Mythen und Vorurteile, die mehr oder weniger in den Satz einfließen: „Wie kann man ein Kind herschenken!"

Da gibt es auf der einen Seite Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen als ein Kind, für das sie sorgen können. Laut Statistik sind immerhin zehn Prozent der Ehen kinderlos.

Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die wieder keinen anderen Ausweg aus ihrer Situation finden, als das sich ankündigende Kind abzutreiben. Ich denke an junge Mädchen, die durch eine Schwangerschaft, mit der sie nicht gerechnet hatten, in Angst und Panik geraten, weil sie sich nicht in der Lage sehen, für ein Kind zu sorgen.

Von sich aus würden sie vielleicht gar nicht unbedingt an Abtreibung denken, wenn ... ja, wenn ihnen andere Möglichkeiten nicht so furchtbar schwer gemacht würden. So-

lange die Adoption mit der Vorstellung „Was muß das für eine schlechte Frau sein, die ihr Kind herschenkt!" verknüpft ist, wundert es mich nicht, daß sie so selten als echte Alternative zur Abtreibung in Frage kommt.

Daß in Österreich Geburten und Abtreibungen beinahe gleich hoch an der Zahl sind, wird schon - wenn auch nicht offiziell, da es ja keine genauen Statistiken gibt - leise zugegeben.

Auf der anderen Seite steht jedem zur Adoption freigegebenen Kind eine ganze Warteliste von möglichen Adoptiveltern gegenüber - Ehepaare, bei denen man bereits sehr kritisch

nachgeschaut hat, ob sie alle notwendigen Voraussetzungen für das Wohlbefinden und Gedeihen des Kindes mitbringen.

Eine Schwangere, die durch ihre Situation sich völlig überfordert sieht, müßte von der Umgebung, den gutmeinenden Nachbarn oder wem immer die Botschaft deutlich vermittelt bekommen: „Wenn ich die neun Monate durchstehe, kann ich einem anderen Ehepaar sehr viel Glück und Freude schenken und diesem Kind einen guten Start ins Leben ermöglichen, anstatt es umzubringen!"

Ich denke auch an Familien, die die bestehende Situation

gerade noch schaffen, die schon ein paar Kinder haben, eine kleine Wohnung, vielleicht auch finanzielle Sorgen, die durch eine neuerliche Schwangerschaft genauso in Panik geraten können - gerade wenn und weil sie die Verantwortung spüren, die ihnen ein weiteres Kind auferlegt.

Hier gehört schon sehr viel Mut dazu, zu sich selbst zu stehen, sich einzugestehen, daß die eigene Nervenkraft und Belastbarkeit nicht ungestraft einfach gesteigert werden können. Wenn einem dann auch noch Beispiele von Frauen, vielleicht sogar aus der eigenen Verwandtschaft, hingestellt werden, die acht, zehn oder

mehr Kinder großgezogen haben, muß man sich erst ganz elend und miserabel vorkommen.

In einer solchen Situation müßte es für die Schwangere möglich werden, zu sagen: „Dieses Kind, das ich jetzt austrage, ist adoptiert. Weil es unsere Familiensituation hoffnungslos überfordern würde, vertrauen wir es einem anderen Elternpaar an, das sehnlichst darauf wartet."

Eine Frau, die die neun Monate durchgestanden und ihr Kind zur Adoption freigegeben hatte, anstatt es abzutreiben, gestand im nachhinein: „Ich habe in meinem Leben viele Dummheiten gemacht, vieles falsch gemacht, aber von einem weiß ich sicher, daß es gut war: ich habe einem kinderlosen Ehepaar zu einem Kind verholfen!"

Eine solche Situation verlangt freilich auch in der Klinik von den Ärzten und dem Krankenhauspersonal Feingefühl und entsprechenden Respekt, da die Stunden vor und auch nach der Geburt sehr entscheidend sind dafür, wie die Frau mit ihrem Problem fertig wird.

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