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Ärzteschwemme
Es gibt sie natürlich noch immer, die sogenannte „Ärzteschwemme”. Sie hat ihren Ursprung in den Erklärungen des Gesundheitsministeriums Ende der siebziger Jahre. Damals war großspurig angekündigt worden, all jene, die zu studieren begonnen hätten, würden nach Beendigung ihres Studiums sofort eine Ausbildungs- oder
Arbeitsmöglichkeit bekommen - sei es in Kliniken, Krankenhäusern oder als frei praktizierende, niedergelassene Ärzte.
In den Medien finden sich nach wie vor Berichte über Ärzte, die zu den sogenannten „Spitzenverdienern” gezählt werden. Auch das kann weiterhin ein Anreiz für Absolventen Höherer Schulensein, sich für ein Medizinstudium zu entschließen.
Leider geht dabei aber völlig unter, daß der überwiegende Teil der niedergelassenen, praktischen und der Fachärzte (vor allem aber junge Spitalsärzte ohne eigene Praxis) keineswegs Spitzenverdiener sind. Es geht unter, daß sie eine wesentlich längere Arbeitszeit haben, vor allem in ländlichen Gegenden, wo sie Tag und Nacht den Patienten zur Verfügung stehen müssen. Ärzte haben daher auch eine wesentlich kürzere Le-bensenvartung als andere Berufsgruppen. Und es geht unter, daß viele Ärzte an Kliniken oder Krankenhäusern als Gastärzte jahrelang unbezahlte Tätigkeit verrichten, wobei Nutznießer solcher Zustände zweifellos die öffentliche Hand ist.
Wenig bekannt ist auch, daß sowohl die Anrechnungszeiten wie auch die Abfertigungen und Pensionsansprüche von Ärzten nicht mit jenen aus Wirtschaft und Politik vergleichbar sind.
Es gibt nur eine Möglichkeit, um mit der „Ärzteschwemme” in Zukunft zu Rande zu kommen: die exakte wissenschaftliche Vorausplanung und Erhebung des Stellenbedarfs und die rechtzeige Information von Eltern und Schülern an Höheren Schulen.
Die Einführung eines „Numerus clausus ”, wie ihn Deutschland kennt, also die Beschränkung der Zulassung zum Medizinstudium nach Qua-lifkationskriterien (etwa dem Maturazeugnis) erscheint äußerst bedenklich. Es besteht die Gefahr, daß nicht Ärzte und kreative Forscher, sondern „menschliche Lernmaschinen ” bevorzugt zum Studium zugelassen werden.
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