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Afrikas Christen bauen auf

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Weihbischof Dr. Alois Wagner ist als Vorsitzender des Kuratoriums des afro-asiatischen Instituts, der österreichischen Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe und der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklungshilfe ein hervorragender Kenner der Kirche in Afrika und nahm kürzlich an der ostafrikanischen Bischofskonferenz teil.

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Weihbischof Dr. Alois Wagner ist als Vorsitzender des Kuratoriums des afro-asiatischen Instituts, der österreichischen Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe und der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklungshilfe ein hervorragender Kenner der Kirche in Afrika und nahm kürzlich an der ostafrikanischen Bischofskonferenz teil.

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Die ostafrikanische Bischofskonferenz (AMECEA), die alle drei Jahre die Bischöfe zu einer gemeinsamen Tagung einladet, fand heuer in Zomba/Malawi vom 5. bis 19. August 1979 statt. Bischöfe aus sieben ostafrikanischen Ländern (Äthiopien, Sudan, Kenya, Uganda, Tanzania, Malawi und Sambia) fanden sich ein. Es gibt derzeit 85 Diözesen; vor 18 Jahren wurde diese ostafrikanische Bischofskonferenz gegründet und hat sich von ihrem Dreierteam Kenya - Uganda - Tanzania nun zu einer Siebenergemeinschaft entwickelt.

Die Kirche bietet für diese Länder einen echten Kommunikationsvorgang, sie ist Grundlage gemeinsamer Überlegungen, Anstoß für die Selbstinitiative der Afrikaner, insbesondere auch der Kirche in Ostafrika und versucht, zusammen mit der Glaubensverkündigung vor allen Dingen das Thema Friede und Entwicklung besonders zu fördern und zu unter stützen.

Ein gewaltiger Umschwung hat stattgefunden. Während 1960 etwa 20 Prozent afrikanischer Bischöfe in diesen Ländern tätig waren, gibt es heute 20 Missions- und 63 afrikanische Bischöfe. Die Kirche Ostafrikas ist jung. Die meisten Diözesen haben in diesen Jahren ihren 100jährigen Bestand als christliche Gemeinschaft gefeiert, während die Diözesangrün- dungen oft erst einige Jahre zurückliegen.

Der intensive christliche Lebensprozeß in diesen 100 Jahren Christentum in ostafrikanischen Ländern hat aber eine weite Verbreitung gefunden, und gerade in den letzten Jahrzehnten ist nach der Weihe des ersten afrikanischen Bischofs Kiwanuka in Uganda auch die Bestellung des ersten afrikanischen Kardinals Ru- gambwa in Dar es Salaam (Tanzania) geschehen. Heute ist die Leitung der Kirche in den einzelnen Ländern in den Händen der afrikanischen Bischöfe.

In besonderer Weise spürt man die Gemeinschaft der Bischöfe mit ihren Christen, Priestern und Ordensleuten. Man erlebt die Einfachheit und Herzlichkeit der Bischöfe untereinander. Wenn auch Bischöfe, deren Nationalität und Sprache oft sehr verschieden sind, zu dieser Bischofskonferenz gekommen waren, waren sie nicht zu unterscheiden, weil sie auch untereinander eine wirklich gelebte Brüderlichkeit im Gespräch, in der gemeinsamen Planung und in der Wegweisung für die Zukunft an den Tag legten.

Klar sichtbar wurde auch immer wieder die Bereitschaft, eigenständige Verantwortung für das Leben in den einzelnen Diözesen zu tragen. Oft sind es sehr arme Diözesen. Trotz der materiellen Armut und der großen Schwierigkeiten wegen des geringen Personals ist der Wille zur eigenständigen Verantwortung, zur Führung der Kirche eindeutig und klar vorhanden.

Die geistige Kraft dieser Bischöfe ist vor allen Dingen auch begründet in ihrer Zusammenarbeit mit ihrein afrikanischen Mitarbeitern und den weißen Missionaren. Es ist eine der erfreulichen Tatsachen, daß es zwischen den Rassen und Sprachen, Missionaren und afrikanischen Bischöfen keinen Unterschied, sondern echtes brüderliches Miteinander gibt. Kardinal Otunga aus Nairobi be tonte dies in der Dankansprache an den scheidenden Generalsekretär Bischof McCauley, wenn er sagte: „Unser Bischof McCauley hat vor vielen Jahren seine Diözese in Uganda verlassen und sich in den Dienst der ostafrikanischen Bischofskonferenz als Sekretär gestellt. Wenn unser Bruder jetzt ausscheidet, so bleibt er bei uns, und wir wissen, daß wir in ihm einen guten Freund und Vater haben.”

Es ist eine grundsätzliche Uberlebensfrage, ob in Zukunft genügend Priester und Ordensleute in den einzelnen Diözesen Ostafrikas ihre Berufung finden. Während in den ersten 75 Jahren der katholischen Mission Ostafrikas fast alle Priester und Ordensleute aus Ubersee gekommen sind, finden sich in den letzten 25 Jahren des ersten christlichen Jahrhunderts Ostafrikas zusätzlich zu den einheimischen Katechisten nun eine größere Zahl von Ordensleuten und Priestern aus den eigenen Völkern ein. Mit Freude stellten die Bischöfe fest, daß die Zahl der afrikanischen geistlichen Berufe fast überall im Wachsen begriffen ist und in manchen Diözesen gerade in den letzten 20 Jahren eine Wende eintrat. So waren in der Diözese Sumbawanga (Tanzania) 1960 noch mehr als 60 Missionare und zirka 25 afrikanische Priester tätig, heute sind es mehr als 60 afrikanische Priester, während die Zahl der Weißen Väter auf 25 zurückging.

Diese afrikanischen Verantwortlichen arbeiten eng mit den Missionaren und Schwestern zusammen, wobei vor allem noch betont werden darf, daß die Zahl der afrikanischen Schwestern ständig im Steigen ist und diese viele Aufgaben in der Seelsorge übernehmen. Im Aufgabengebiet der Verkündigung, der Caritas und Entwicklungshilfe, der Bildungsarbeit, des Laienapostolates usw. haben in partnerschaftlicher Form immer mehr afrikanische Verantwortliche eine leitende Aufgabe übernommen.

Die ostafrikanische Bischofskonferenz hat den Geist der Brüderlichkeit und der partnerschaftlichen Arbeitsweise besonders betont. Die Einrichtung zusätzlicher Bildungszentren wie in Eldoret (Kenya) für Pastoral oder in Nyegezi am Victoriasee für Sozialarbeit und in Tabora (Tanzania) für pastorale Forschungsarbeit wird gemeinsam geplant und sowohl personell wie finanziell durch die Aktionen für Mission und Entwicklungshilfe besonders gefördert. Das haben die Bischöfe bewußt gewünscht und als echte Tat christlicher Brüderlichkeit bezeichnet.

Das Thema des 2. Vatikanischen Konzils „Kirche ist Volk Gottes” stand bei vielen Beratungspunkten als geistige Linie voran. Auf allen Ebenen, angefangen von den kleinen christlichen Gemeinschaften bis zur Diözese, sollte diese persönliche Mitarbeit, die Kirche selbst zu gestalten, geschehen. Die ostafrikanische Bischofskonferenz hatte in einer Studienwoche das Thema behandelt: „Kleine christliche Gemeinschaften.” Bereits 1973 und 1976 wurde darüber gesprochen. Nun wurden die Erfahrungen vorgetragen, die vielen positiven Erfahrungen bei der Intensivierung kirchlichen Lebens aufgezeigt und konkrete Punkte für die Pastoral der kleinen christlichen Gemeinschaften in den Außenstationen der Missionen wie in den großen Stadtpfarren, wo viele Menschen zugezogen sind, festgelegt.

Die Bischöfe erklärten: „Kleine christliche Gemeinschaften sind Wege, auf denen die Kirche in das alltägliche Leben der Menschen gebracht und aufgezeigt wird, wie Men- schen tatsächlich christlich leben sollen. In ihnen nimmt die Kirche Fleisch und Blut im Leben des Volkes an. In ihnen erfahren die Christen die Freude und die Freiheit aus der Vergebung der Sünden, die ihnen im Sakrament geschenkt wird … In ihnen erfahren sie die Kirche als einen neuen Weg des Miteinander.”

Uber den Weg der Formung sagten sie: „Die Famüie ist die Hauskirche, und diese sollte hinausreichen zu anderen Familien, und die kleine christliche Gemeinschaft kann sich aus vielen Familien und Familiengruppen bilden. Die Familienkatechese ist daher das Herz der Büdung kleiner christlicher Gemeinschaften.”

Die Bischöfe betonten, daß diese christlichen Gemeinschaften sich nicht ohne Priester entwickeln dürfen. Der geistige Kirchenbau, zu dem die Bischöfe aufgerufen haben, betrifft alle Formen des konkreten Lebens der jungen Kirche in Ostafrika. Fast wörtlich konnte man in verschiedenen Projekten der Diözesen und ihrer Pfarren und Missionsstationen erleben, wie die Katholiken selbst aufbauen.

Bischof Msakila aus Sumbawanga (Tanzania) führte mich in seine Dörfer, die, auf schlechten Wegen erreichbar, von armen und einfachen bäuerlichen Menschen bewohnt sind und sagte: „Hier steht eine Kirche für 400 Christen; die Katholiken haben Geld gesammelt, um Zement für das

Fundament zu kaufen, sie haben gemeinsam Ziegel gemacht und sie gebrannt; die Leute haben diese ganz einfache Kirche gebaut; ich habe ihnen nur 30.000 Schilling für das Wellblechdach gegeben.”

Viele solcher lebendiger Zeichen der Selbstverantwortung, wo die Gläubigen Schulen und Kranken- hüfsstellen bauen und mitbauen, wo sie für soziale und kulturelle Anliegen die konkrete Tat erfüllen, kann man heute erleben. Die .Christen Ostafrikas sind im Aufbau ihrer Kirche.

Die ostafrikanische Bischofskonferenz hat damit ein Programm für die nächsten Jahre entwickelt, das nun in diesen sieben Ländern erfüllt und weiterentwickelt werden soll. Im Abschlußgebet der Bischöfe heißt es: „Wir schöpfen Wasser der Freude aus der Quelle unseres Erlösers. Nichts ist dringender in unseren Ländern, als das gelebte Zeugnis der Werte des Evangeliums, also der Werte, die fähig sind, die Gesellschaft durch die geistige Kraft zu erneuern.”

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