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AKTIE ODER SPARBUCH

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Die Zahl der Aktienbesitzer ist in Österreich (noch) verhältnismäßig klein: Nur vier Prozent der Bevölkerung besitzen ein solches Wertpapier. Im internationalen Feld ist Österreich damit weit abgeschlagen.

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Die Zahl der Aktienbesitzer ist in Österreich (noch) verhältnismäßig klein: Nur vier Prozent der Bevölkerung besitzen ein solches Wertpapier. Im internationalen Feld ist Österreich damit weit abgeschlagen.

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Zu den europäischen Spitzenreitern zählt sicherlich Schweden, wo etwa 30 Prozent der Bevölkerung über Aktien verfügen. Wirft man einen Blick in die USA, so wird man sogar feststellen, daß hier die Aktie eine Form der Altersversorgung darstellt. Denn durch die regelmäßige Gewinnausschüttung in Form der Dividende wird die eigene Pension aufgebessert.

Dabei ist in Österreich eine Aufgeschlossenheit gegenüber Aktien durchaus vorhanden: 16 Prozent der Bevölkerung halten Aktien für eine interessante Anlageform.

Ein Grund für die Diskrepanz zwischen Interesse für Aktien und Anlegeverhalten ist, daß man auf die Bequemlichkeit eines Sparbuches verzichten muß. Wobei sich der Mehraufwand auf einen täglichen Blick in die Tageszeitungen beschränkt, um über die neuesten wirtschaftlichen Entwicklungen informiert zu sein. Das ist aber in unserem Medienzeitalter ohnehin bereits eine Selbstverständlichkeit.

Der scheinbare Vorteil der Bequemlichkeit hat auch seinen Preis: Wenn man vom weit verbreiteten Sparbuch mit Eckzinssatz die Kapitalertragsteuer und die Inflationsrate abzieht, bleibt unter dem Strich nichts übrig. Und das ist sicherlich nicht der Sinn des Sparens.

Natürlich ist die Aktie als Anlageform nicht ohne jegliches Risiko, denn konjunkturbedingte Schwankungen wirken sich auch auf die Börsenkurse aus. Dieses Risiko kann allerdings minimiert werden, wenn man Wertpapiere aus verschiedenen Bereichen besitzt. Da die einzelnen Branchen unterschiedlichen Schwankungen ausgesetzt sind, wird eine schlechtere Entwicklungeines Bereiches durch den anderen ausgeglichen. Derartige Pakete bestehend aus verschiedenen Wertpapieren - sogenannte Investmentfonds - sind für Einsteiger besonders geeignet. Verluste an der Börse entstehen in der Regel bei kurzfristigen Spekulationen. Als langfristige Geldanlage haben sich Aktien jedoch als bewährte Anlageform erwiesen.

Von der weitverbreiteten Ansicht, daß Aktien und Börse überaus komplizierte Angelegenheiten seien, kommen „bekehrte" Sparbuchsparer sehr bald ab. Es kann wohl angenommen werden, daß es sich bei jenen 30 Prozent der Schwe-[ den nicht ausschließlich um Finanzgenies handelt, oder die Amerikaner ein Volk von Brokern sind.

Die Aktie als Anlageform ist in Österreich noch relativ jung, denn erst seit dem Boom der Wiener Börse im Jahre 1985 gewann sie an Bedeutung. Und die Skepsis Neuem gegenüber - vor allem wenn es um das eigene Geld geht - ist nur allzu verständlich. Während die ältere Generation noch an den vertrauten Sparformen festhält, ist das Interesse an Aktien bei den jungen Österreichern besonders groß. Und sobald diese

übereigenes Kapital verfugen, wird sich dies vermutlich auch im Prozentsatz der Aktienbesitzer niederschlagen.

Von entscheidender Bedeutung für den eigenen Erfolg oder Mißerfolg ist der Informationsstand des Anlegers.

Wertpapierspezifische Beratung führen die Bankinstitute durch. Hier analysieren Spezialisten die wirtschaftlichen Entwicklungen und vor allem die börsenotierten Unternehmungen. Diese Informationen werden dann an die Anleger weitergegeben. Aber auch die Unternehmungen selbst sind -sogar gesetzlich - dazu verpflichtet, ihre Aktionäre über die Geschäftstätigkeiten zu in formieren.

Nach Börsenschluß werden die Kurse der Aktien noch am selben Tag im Amtlichen Kursblatt der Wiener Börse, im Teletext des ORF beziehungsweise in den Abendausgaben der wichtigen österreichischen Tageszeitungen veröffentlicht. Für ganz Ungeduldige besteht sogar die Möglichkeit, in der Wiener Börse von der Galerie des Börsesaals aus die Kursbildung selbst mit-zuverfolgen. Diese Galerie ist börsetäglich von 11.30 bis 13.30 Uhr frei zugänglich. Die Kursveröffentlichung ist eine objektive und sehr genaue tägliche Bewertung des Anlageinstruments Aktie und damit auch des dahinter stehenden Unternehmens.

Börsenkurse sind also keine Geheimwissenschaft, sondern transparent und für jedermann zugänglich. So wird seitens der Börse gewährleistet, daß Kleinanleger und Großinvestoren unter denselben Voraussetzungen agieren können.

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