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Aktuell & langweilig

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(Theater in der Josefstadt, Wien; „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler) Lange vor dem Anschluß war der Antisemitismus hierzulande zum guten Ton geworden. Arthur Schnitzler erkannte diese Mißstände und stellte die gegen den mosaischen Glauben Hetzenden als gefährlich und dumm bloß. „Professor Bernhardi“, das faszinierende Drama um einen Arzt, der einem Pfarrer den Zugang zu einer Sterbenden verwehrt, um sie, die in einer geistigen Verwirrung an eine baldige Genesung glaubt, vor einem Schock zu bewahren, und sich daraufhin vor allem wegen seiner jüdischen Herkunft in einem Netz voller Intrigen und Neid verfängt, hat bis heute leider nichts an Aktualität verloren.

Otto Schenk und Robert Jung-bluth haben es dankenswerterweise als erste Premiere ihrer Direktionszeit ausgewählt. Schenk selbst hat inszeniert, wobei ihm das mitreißende Werk etwas langatmig geriet. Einigen zündenden Dialogen, die Farbe und Leben in das Stück bringen, fehlt Schnitzlers ironischer Unterton, sie werden zur unverbindlichen Konversation. Die Ernsthaftigkeit des „Professor Bernhardi“ kommt somit zu wenig zum Tragen.

Das mag auch an den nicht gerade überragenden Leistungen eines Großteils der Darsteller liegen, die manche jüdische Figuren durch übertriebenes Händereiben und Buckeln zu Karikaturen werden lassen. Neben Michael Degen in der Titelrolle, der sparsam in seiner Gestik den bescheidenen Charakter Bernhardis hervorragend zeichnet, ist Sieghardt Rupp durch seine ironische Darstellung eines Ministers der einzige schauspielerische Glanzpunkt dieser Aufführung.

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