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Alarmglocke bei Erdbeben?

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Was war an den großen Zäsuren in der Erdgeschichte schuld? Wie beeinflussen Vulkanausbrüche das Klima? Lassen sich Katastrophen bisweilen exakt vorhersagen?

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Was war an den großen Zäsuren in der Erdgeschichte schuld? Wie beeinflussen Vulkanausbrüche das Klima? Lassen sich Katastrophen bisweilen exakt vorhersagen?

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Erdgeschichtliche Katastrophen - diesem Thema waren kürzlich vier Vorträge an der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien gewidmet. Vor allem Naturkatastrophen, die sich in der Geosphäre abspielen, wie Erdbeben und Vulkanausbrüche versetzen die Menschen in Panik. Der Mensch fühlt sich diesen Ereignissen wohl deshalb so hilflos ausgesetzt, da sie meist ohne erkennbare Ankündigung auftreten und verheerende Folgen für die Bevölkerung und die Umwelt haben.

Der modernen Naturwissenschaft ist es in den letzten Jahren aber gelungen, einerseits bessere Prognosen derartiger Naturkatastrophen zu erstellen, andererseits bislang nicht bekannte ökologische Auswirkungen und Zusammenhänge zu erklären.

Als beispielsweise im März 1982 der Vulkan El Chichon in Mexiko plötzlich ausbrach, kam es unter anderem auch zu gravierenden Veränderungen in der Atmosphäre. Denn nicht nur Unmengen von Staub und Asche wurden bei der gewaltigen Explosion in die Luft gejagt, (eine Staubwolke ging innerhalb von zehn Tagen um die Welt); durch die Eruption wurden vielmehr auch Unmengen von

Schwefelverbindungen mit enormer Energie fast 30 Kilometer hoch in die Stratosphäre geschleudert.

Die Folge: Durch die Trübung der Atmosphäre kommt es zu einer Abschirmung weiter Gebiete vom Sonnenlicht und damit zu Klimaveränderungen (Temperaturabfall). Allerdings können die Wissenschafter derartige Schlüsse erst aufgrund moderner Meß-und Auswertungsmethoden mit Hilfe von Satelliten oder auch Laser-Radar-Reflexionsmessungen ziehen.

Nach dem größten Vulkanausbruch in historischer Zeit in Indonesien im Jahr 1815, bei dem gewaltige Mengen an Staub und Schwefelsäure in die Atmosphäre gelangten, waren diese Zusammenhänge noch weitgehend unbekannt, wie der Meteorologe Peter Steinhauser (Direktor der Wiener Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) berichtete. Das darauffolgende Jahr wurde aber aufgrund der niederen Temperaturen als das „Jahr ohne Sommer“ bezeichnet.

Neben der Untersuchung solcher Zusammenhänge ist es das Ziel der Forscher, Naturkatastrophen, vor allem Erdbeben, vorhersagen zu können. Die Kenntnis der verschiedenen Ursachen und Gesetzmäßigkeiten bildet bereits eine wichtige Grundlage für einen zukünftigen Aufbau von Frühwarnsystemen.

Das angepeilte Ziel, eine wissenschaftliche Prognose, muß, wie der Geophysiker Rudolf Gutdeutsch (Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien) betonte, konkrete Angaben über Ort, Zeit und Stärke sowie die Zuverlässigkeit des Eintretens enthalten. Bekannt sind heute bereits einige Warnsignale: Vermehrte Radonvorkommen im Grundwasser, eine Hebung des Bodens, Vorbeben oder eine besondere Unruhe bei Haustieren gehen Erdbeben oft voraus.

Große Naturkatastrophen haben vor allem in der Vergangenheit einen entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung des Lebens auf der Erde gehabt. Das Aussterben vieler Tierarten (Am-moniten, Belemniten, Dinosaurier) vor rund 67 Millionen Jahren an der Grenze der Erdzeitalter Kreide und Tertiär führen die Wissenschafter auf den Einschlag eines Asteroiden mit acht Kilometer Durchmesser zurück. Die Folgen waren, so der Mineraloge Anton Preisineer (Institut für Mineralogie, KÄstallographie und Strukturchemie an der TU Wien), verheerend: Neben Erdbebenwellen, Flutwellen und Vulkanausbrüchen wurden auch Meerwasser und riesige Mengen von Festkörperteilchen in die Atmosphäre geschleudert. Durch das „Fehlen“ des Sonnenlichts auf der Erde kam es schließlich zur ökologischen Katastrophe.

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