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"Als Störung empfunden"
"Eine Gruppe von Badener Gymnasiastinnen begann… gemeinsam mit einem Lehrer, die Geschichte und die Kriegsvergangenheit der Seegrotte in der Hinterbrühl zu erforschen. Im Zug ihrer Recherchen entwickelte sich vor ihnen das Bild von Zwangsarbeit und Elend in einem Rüstungsbetrieb des Dritten Reiches und wurde immer konkreter. Die Schülerinnen entdeckten bisher unbeachtete Details; in ihrer Arbeit sammelten sie wichtige und unbekannte Quellen, die auch für die weitere Forschung von Interesse sind. So kam es in diesem Projekt schließlich zur Zusammenarbeit der Schülerinnen mit Wiener Universitätsinstituten.
Angeregt durch hitzige Diskussionen im Zusammenhang mit der Vergangenheit Dr. Kurt Waldheims, bildete sich eine Gruppe von Schülerinnen der damaligen 6c, welche anstatt zu diskutieren aktiv Nachforschungen anstellen wollte. Uns beschäftigten folgende Fragen:
Was wußte die damalige Bevölkerung wirkUch über den Naziterror? Stimmt das Argument, daß die Angst blind macht, daß das Nichtwissen zum Überleben notwendig war? Inwieweit sind die Leute heute bereit darüber zu reden? Warum schweigen heute noch immer so viele? Warum konnte oder wollte man nicht helfen?
Konkretere Form nahmen unsere Pläne erst bei einem Wandertag zur Seegrotte an. Bei der Führung durch die Seegrotte in der Hinterbrühl bei Mödling, fiel uns auf, daß die Zwangsarbeit von KZ-Häftlingennurnebenbeier^ wähnt wurde und bei den meisten Besuchern die Tatsache, daß man im früheren Gipswerk der Seegrotte geblendete Pferde zur Arbeit heranzog, mehr Mitleid erregte ab das Schicksal der Häftlinge. Betroffen und neugierig machten sich die Schülerinnen an das Unterfangen, in der Hinterbrühl die ältere Bevölkerung zu diesem Iliema zu befragen und in Interviews die Einstellung der Bevölkerung bezüglich der damaligen Vorgänge zu erforschen. Aus den Interviews wurde eine Tonkassette zusammengestellt
Es erscheint uns wichtig, auch auf die Probleme, die sich uns stellten, näher einzugehen. Das Nebeneinander von Regel- und Projektunterricht erweist sich als sehr schwierig. Obwohl wir seit einem Jahr an diesem Projekt arbeiten, wurden wir nur fünf Tage vom Unterricht freigestellt… Weiters konnte man sowohl bei einigen Lehremals auch Mitschülern eine gewisse Skepsis beobachten. Das Projekt wurde als Störung und unnötig empfunden…
Da wir anfangs nicht vorhatten, unsere Interviews zu veröffentlichen (es ging uns nur um das Aufzeigen des Verdrängungs-mechanismus,überdenwir so viel diskutierten), beschäftigten wir uns erst im nachhinein mit der vorhandenen Literatur. Dabei mußten wir feststellen, daß diese nur wenig aufschlußreich ist Die Beschreibungen beschränken sich vor allem auf die genaue Schilderung allüerter Bombenangriffe und auf technische Details der Flugzeugproduktion."
Die Gruppe schmolz zuletzt auf vier Schülerinnen und einen Lehrer zusammen. Sie schlug die Anbringung einer Gedenktafel von "Zur Erinnerung an die KZ-Häftlinge und ICriegsgefan-genen, die in den Jahren 1944/45 hier arbeiten mußte, als die Seegrotte von den nation’alsozialistischen Machthabem beschlagnahmt war."
Es kam zu heftigen Diskussionen "mit dem Gemeinderat und mit Teilen der ortsansässigen Bevölkerung… Bezeichnenderweise wurden mit uns keine Gespräche über die geplante Textänderung, die für uns eine typische Aufrechnung des Naziterrors gegen zivile Bombenopfer darstellt, geführt" Fazit Dieser Badener 6c gelang auch ein bemerkenswerter Beitrag zur Erforschung gegenwärtiger österreichischer Mentalität
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