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Alte Meister und Moderne

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Eine überaus eindringliche Ausstellung der Graphischen Sammlung Albertina gilt dem Gedenken an Otto Benesch, dem international anerkannten Gelehrten und Forscher, der von 1923 bis 1938 als Assistent und dann als Kustos an ihr tätig war, von den Nationalsozialisten vertrieben wurde und ab 1947 bis 1962 dem Institut als Direktor Vorstand. Sie macht augenfällig, was diese universelle Persönlichkeit, durch Neuerwerbungen und durch die wissenschaftliche Bestimmung von Meisterwerken, für die Albertina geleistet ‘hat, im Einklang mit einer weitgespannten publizistischen Tätigkeit, die, neben dem Leitstern Rembrandt, den frühen österreichischen Zeichnern ebenso galt, wie der Kirnst der Renaissance und des Barocks, dem japanischen Farbholz- schnitt ebenso, wie den Meistern der Moderne.

Nach den Hauptforschungsgebieten des 1964 Verstorbenen gegliedert und nach den Schwerpunkten der Erwerbstätigkeit, die die Sammlung um 4000 Blätter bereicherte, darunter nicht weniger als 150 Schiele- Zeichnungen und der Nachlaß Alfred Kubins mit Arbeiten von Klee, Feininger, Toulouse-Lautrec und Munch, gibt sie ein imposantes Bild seines Lebenswerkes, das bei allem Eingehen auf die Breite des Erreichten auch die Qualität nicht außer acht läßt. Eine sorgfältige Dokumentation zum Leben und zum Werk Otto Beneschs läßt auch in seinen Zeichnungen und Aquarellen spüren, daß seine Kennerschaft von der Begabung eines echt musischen Menschen getragen wurde.

Wie alle Jahre zeigt die Galerie St. Lucas am Josefsplatz eine Ausstellung von Gemälden alter Meister in der wieder einige Juwelen von höchstem Rang zu finden sind. Da ist vor ollem die herrliche „Uferlandschaft“ von Salomon von Ruysdae 1 zu nennen, ein kapitales Bild aus der sogenannten „goldenen Periode“ des Meisters, von zauberhafter Schönheit, für dessen Erwerb der österreichische Staat anscheinend nicht die nötigen Mittel besitzt, obwohl sein Besitz jedem Museum zur Ehre gereichen würde, dann die fast ebenso bedeutenden „Bauernhöfe mit Heustock“ von Jan van Goyen, eine unerhört dichte „Abendlandschaft“ von Aert van der Neer, vier reizende Tafeln von Pieter Breughel dem Jüngeren, ein schöner Jan de Lagoor und ein qualitätvoller Jacob van Ruisdael, der fulminante kleine Magnasco, das reizvolle Fischbild eines Blsaässischen Meisters aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und eine interessante „Flucht nach Ägypten“ von Louis Licherie de Beuron. Wertvolle Bilder von anderen flämischen und niederländischen Meistern des 17. Jahrhunderts und einige von österreichischen und deutschen Malern des 18. und 19. Jahrhunderts runden diese hervorragende und köstliche Ausstellung ab.

Die Wiener Akademie der bildenden Künste zeigt eine repräsentative Ausstellung, die der „Senegalischen Kunst heute“ gilt und die junge Malerei und Plastik der westafrika- nischen Republik — ihr Präsident ist der Dichter und Staatsmann Leopold Sėdar Senghor — auf dem Weg des

Aufbruchs und der Verwandlung zeigt. Bemerkenswert ist in ihr, daß gerade bei der jüngeren Generation, den nach 1930 geborenen Malern, das afrikanische Erbe mit dem Hintergrund der Idole und Masken in der Auseinandersetzung mit der modernen europäischen Kunst stärker zum Tragen kommt als bei den älteren Künstlern der Ausstellung, wie etwa dem naiv realistischen Alfa W. Diallo, dem in seinen Schafsdarstellungen an Guttuso erinnernden Iba N’Diaye oder dem Bildhauer

Cheikh Diop. Bei den Jungen steht eine reiche Skala von Erdfarben neben tropischen Buntheiten in einem reich dekorativen Stil, der gelegentlich die menschliche Figur in Vegetation einbindet und Ausdruck einer bewußten „Nėgritude“ zu sein scheint. Hervorzuheben in der recht interessanten Ausstellung sind die Arbeiten von Bocar Pathė Diong, von Ibou Diuf, Ousmane Fayė, Amadou Seck und der schon genannten Iba N’Diaye und Cheikh Diop.

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