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Am 30. Juni und 1. Juli fand in Brüssel die von GRAEL (Green-Alternative European Link), der sogenannten Regenbogenfraktion der Grün- und Alternativparteien im Europäischen Parlament, und unabhängigen internationalen Umweltschutzorganisationen wie zum Beispiel Green Peace organisierte Konferenz statt. Thema: „Die Herausforderung Tschernobyl. Die Strategie der Bewegungen nach dem Atomunglück“.

Ziele der Tagung waren unter anderen die Sammlung der Informationen über Art, Ursachen und Auswirkungen des Atomunfalls sowie ein Vergleich der verschiedenartigen—oder auch gleichartigen — Reaktionen der Behörden in den einzelnen Ländern auf die Katastrophe.

Die mehr als hundert Konferenzteilnehmer, Grün-Aktivisten und Wissenschafter, kamen aus 14 europäischen Ländern (darunter auch Österreich) sowie aus den USA und Hongkong.

Die österreichischen Teilnehmer brachten den Vorschlag mit, im Herbst dieses Jahres parallel zur Wiener IAEA-Konferenz (der Internationalen Atomenergiebehörde) über Reaktorsicherheit eine Gegen- beziehungsweise Er-

gänzungskonferenz über Reaktorunsicherheit und Möglichkeiten des Ausstiegs aus der Atomenergie zu veranstalten. Die Brüsseler Konferenz schloß sich diesem Vorschlag an.

Die Wiener Gegenkonferenz wird somit vom 24. bis zum 27. September über die Bühne gehen. Am 28. September soll es in Wien dazu noch eine internationale Anti-Atom-Demonstration geben.

Während der Zweck der IAEA-Veranstaltung wohl eher auf die Beruhigung der Öffentlichkeit

und auf die Rehabilitierung der „friedlichen“ Nutzung der Atomenergie nach Tschernobyl hinausläuft, will die Gegenkonferenz naturgemäß das Gegenteil erreichen, vor allem auf die Gefahren der Atomtechnik hinweisen und mögliche Alternativen vorstellen.

Diskutiert und erarbeitet sollen in den verschiedenen Arbeitskreisen, die voraussichtlich an der Universität Wien tagen, Ausstiegs-Szenarien aus der Atomenergie werden, aber auch die sozialen, ethischen und politischen Implikationen der Atomenergie-

Nutzung (Stichwort „Atomstaat“).

Die Veranstalter der Wiener Anti-Atom-Konferenz hoffen auf große Resonanz in den Medien, weil ja die internationale Presse aus Anlaß der IAEA-Konferenz zahlreich in der Stadt vertreten sein wird.

Die jetzt stattgefundene Brüsseler Konferenz der europäischen Grün-Alternativen einigte sich auch darauf, daß so rasch wie möglich ein Netzwerk von kritischen Wissenschaftern geschaffen wird, um der offiziellen Propaganda und Desinformation über die Gefahren der Atomenergie im allgemeinen und die Auswirkungen von Tschernobyl im besonderen entgegenzuwirken, in erster Linie durch grenzüberschreitende Auswertung und Veröffentlichung von Daten.

Für den Oktober 1986 plant die französische Anti-Atom-Bewegung eine Parallelkonferenz zur Weltenergiekonferenz in Cannes, die ebenfalls von der IAEA veranstaltet wird. Im April 1987 schließlich wird ein weltweiter Tschernobyl-Erinnerungstag mit Demonstrationen und Gedenkgottesdiensten abgehalten werden.

Kontaktadresse für die Herbst-Konferenz in Wien: OH-Alternativreferat, 1090, Liech-tensteinstraße 13.

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