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Amateur geblieben

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Sein Berufsziel war stets Orgelbauer, als Hobby wollte er Komiker sein. Doch vor elf Jahren hängte der heute 32jährige Götz Kauffmann den erlernten Beruf des Orgelbauers (sein Bruder besitzt noch heute eine Werkstätte) an den Nagel und widmete sich ganz den Brettern, die die Welt bedeuten.

Für den von Jugend an übergewichtigen Götz Kaufmann, war da.s Theaterspielen (anfangs als Amateur) zunächst Selbstbestätigung, dann, als er sich seines Talentes bewußt wurde, Lebensinhalt. Die bestandene Aufnahmsprüfung ans Wiener Reinhardt-Seminar im Jahr 1969 bedeutete dann die Entscheidung, obwohl Kauffmann heute den dortigen Prüfern „nicht gerade einen Urverstand im Entdecken von Talenten" attestiert.

Kauffmann erinnert sich, wie er damals darunter litt,' mit seinen ehemaligen Freunden vom Amateurtheater in der Pfarre Wien-Ober St. Veit keine Basis mehr für gemeinsame Arbeit zu finden. Wenige Jahre später erkannte er am Beispiel der Salzburger Elisabeth-Bühne, wie gut Laien und Profis zusammenarbeiten können, wenn gegenseitige Vorurteile abgebaut sind.

Ein erstes, mehrjähriges Engagement am Salzburger Landestheater bescherte Kauffmann einige wunderschöne Rollen (Nestroy, Shakespeare), besonders oft denkt er an die so jung verunglückte Sylvia Mannas zurück, damals einige Male seine Partnerin.

Schon 1970 klopfte erstmals das Fernsehen für eine Rolle in einem Marek-Krimi (dem ersten innerhalb der Reihe „Tatort") an, viele andere TV-Rollen folgten („Alpensaga", „Mundl"-Serie u. a.). Außerdem hat Kauffmann bei zahlreichen Festspielen mitgewirkt (Salzburg, Krems, Kobers-dorf, Meggenhofen) und ist, besonders nach seinem Abgang aus Salzburg 1977, viel in Wiener Kellertheatern aufgetreten.

Derzeit spielt er im Theater der Courage einen Prügelpolizisten in dem Stück „Die Packer", dessen Aussage ihm ein Anliegen ist.

Die Familie - er ist seit vier Jahren verheiratet und hat zwei Kinder (Clemens und Judith) - nimmt in seinem

Leben eine Hauptrolle ein, als „gesunder Ausgleich zu einem ungesunden Beruf.

Götz Kauffmann, der zeigen will, daß man „mit Menschlichkeit und ohne Intrigen" auch als Schauspieler weiterkommen kann; ist auch Sonntag für Sonntag in der Kirche anzutreffen. Eine Seltenheit in seiner Zunft? „Mir ist klar geworden, daß auch in diesem Beruf die meisten einen Glauben haben, man geht nur oft an der rein institutionellen Angelegenheit Kirche vorbei."

Nicht gute Regiekonzepte, aber diktatorische Regisseure lehnt Kauffmann ab: „Ich bin ein denkender Schauspieler geworden, ich will lieber mit Freunden Theater machen." Darum zieht er die Kleinkunst, das Kabarett, das Kellertheater mitunter Angeboten von großen Häusern vor.

Als Hauptwaffe, die Leute aufzurütteln, will er den Humor einsetzen: „Sie sollen sich erst ruhig auf die Schenkel klopfen, um dann umso betroffener zu werden."

In seinem Herzen ist Götz Kauffmann ein Amateur im besten Sinn, ein wahrer Liebhaber des Theaters geblieben.

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