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Amerikas Schuldenberge

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Im letzten Quartal 1986 ist Amerikas Gesamt-Außenhandelsde-fizit, auch Tourismus und Investmenteinkommen berücksichtigt, auf 36,8 Milliarden Dollar gestiegen. Das ist ein Rekord. Damit stieg dieses Defizit 1986, verglichen mit dem Vorjahr, um 9,5 Prozent auf 140,57 Prozent. Das ist auch ein Rekord. Aber es sind auch erschreckende Zahlen. Die Vereinigten Staaten sind außerdem der größte internationale Schuldner, weil sie eine Auslandsverschuldung von rund 200 Milliarden Dollar angehäuft haben. Führende US-Ökonomen sind sich einig: Sollte es, wie neuerdings für 1988 vorausgesagt, in den USA zu einer Rezession kommen, stehen Amerikanern schwere Zeiten ins Haus.

Lester Thurow, Wirtschaftsprofessor am berühmten Massachusetts Institute of Technology, kommt für diesen Fall zu folgendem Urteil: „Es wird mehr persönliche Pleiten und Firmenbankrotte als üblich geben, und das wird sich auch auf manche Entwicklungsländer auswirken — eine Domino-Reaktion ist zu befürchten.“

Dieses Außenhandelsdefizit der USA wird sich zwar, so wird vorausgesagt, allmählich verringern, aber die Auslandsverschuldung nimmt explosionsartig zu, so die Formulierung des Harvard-Professors Martin Feldstein. Er meint, daß das Außenhandelsdefizit in zwei oder drei Jahren auf 90 Milliarden Dollar geschrumpft sein kann. Aber die Auslandsverschuldung sieht er bis 1992 auf 1.000 Milliarden Dollar ansteigen.

Die Sorgen der Ökonomen betreffen aber auch die private Verschuldung der Amerikaner. In den letzten drei Jahren haben sich die persönlichen Anschaffungen auf Kredit um 40 Prozent erhöht, während die Einkommen nur um rund 20 Prozent gestiegen sind. 15 Millionen US-Haushalte müssen bereits 50 Prozent ihres Nettoeinkommens für Zinstügungen verwenden — eine weitere, erschrek-kende Ziffer. Vor allem dann, wenn es — wie eingangs beschrieben - tatsächlich eine rezessive Entwicklung geben sollte. „Dann werden viele Familien ihre Häuser und Autos wohl loswerden“, urteilt der New Yorker Ökonom Alan Greenspan.

Natürlich können sich auch Experten irren. Aber selbst wenn sie es in diesem Falle nicht tun, könnte eine schwere Belastungsprobe auf die amerikanische Wirtschaft zukommen.

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