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„Anderl”

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Der Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher hat einen mutigen Akt gesetzt, der dazu beitragen kann, das in letzter Zeit eingetrübte Aus-lands-Image Österreichs wieder aufzuhellen. In einem Fastenhirtenbrief an die Pfarre Rinn hat Bischof Stecher seine Absicht bekräftigt, den in Rinn noch immer aufrechterhaltenen Kult um den 1462 angeblich einem Ritualmord zum Opfer gefallenen .^.nderl von Rinn” endgültig aus der Welt zu schaffen.

Ohne Beschönigung hat Bischof Stecher die antijüdische Ritualmordlegende beim Namen genannt: Xie sogenannten Kindermordlegenden waren ein Teil jener Kampagnen, die durch Jahrhunderte von christlicher Seite aus gegen die Juden geführt wurden, und die schon in früheren Jahrhunderten unsägliches Leid über dieses Volk gebracht haben. In diesem Punkt steigen wir Christen vor dem Gericht der Weltgeschichte nicht gut aus”.

Der Bischof von Innsbruck hat mit seiner Haltung in Sachen ,^Anderl von Rinn” vorexerziert, wie Vergangenheitsbewältigung aussehen muß, wenn man das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe ernst nimmt. Dafür gebührt Bischof Stecher in einer Zeit, in der vergangene Schuld so ausdauernd verdrängt wird, besonderer Dank.

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