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Angst

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Noch vor den Mitte März angesetzten Präsidentschaftswahlen in El Salvador trafen sich in der Hauptstadt dieses mittelamerikanischen Landes die Präsidenten der zentralamerikanischen Staaten: Es ging um die Fortsetzung des Friedensprozesses in diesem Krisengebiet.

Die Todesschwadronen sind wieder besonders aktiv geworden, und die bewaffnete Opposition der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) verstärkte in den letzten Monaten ihre Angriffe auf Militärposten und Einrichtungen der Infrastruktur des Landes. Gleichzeitig startete die FMLN eine diplomatische Offensive und drängt darauf, die Wahlen zu verschieben.

Präsident Napoleon Duarte, schwer gezeichnet von einer Krebserkrankung, ist mit seiner Politik gescheitert. Die Amerikaner, die auf den Christdemokraten gesetzt hatten, ebenfalls. Fast zwei Millionen Dollar täglich wurden von den USA in das Land gepumpt — hauptsächlich allerdings als Militärhilfe.

Trotz der Beteuerungen Duartes bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren, eine politische Lösung des nun schon neun Jahre dauernden Bürgerkrieges durchzusetzen, baute er offensichtlich auf einen militärischen Erfolg gegen die Guerilla. Heute ist das Land zerrütteter denn je, und dürftige wirtschaftliche Erfolge wirken sich nicht auf die Situation der Armen im Lande aus.

Erst dieser Tage wurde auch ein Untersuchungsergebnis veröffentlicht, das Licht in den Fall der Ermordung des Erzbischofs Oskar Arnulfo Romero bringt. Romero, ein mutiger Kritiker des Terrors in El Salvador, war am 24. März 1980 in vollem Ornat während einer Messe in einer Kapelle erschossen worden. Jetzt konnte nachgewiesen werden, daß der Chef der rechtsextremen ARENA, Roberto d’Aubuis- son, der Anstifter zu diesem Mord war.

Nun bangt man den Wahlen entgegen. Der gesamte Friedensprozeß der Region ist gefährdet, wenn die Rechtsradikalen nun auch die Präsidentschaftswahlen gewinnen — nach ihren Erfolgen bei den Kommunalwahlen und den Wahlen in die Legislative. Die Christdemokraten leisteten sich bei der Kandidatenaufstellung beschämende Auseinandersetzungen, und ihrem Vertreter, Fidel Chavez Mena, werden kaum Chancen zugebilligt.

Jetzt grassiert in El Salvador die Angst noch mehr: die Angst vor einem Wahlsieger d’Aubuisson, der zwar im Wahlkampf seinen Parteifreund Alf redo Cristiani vorgeschoben hat, der aber im Hintergrund nach wie vor die Fäden zieht. Ihm wird im Falle eines Sieges die Ermordung Tausender politischer Gegner zugetraut.

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