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Angst an der Uni

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Existenzangst befällt den Kunsthistoriker Gottlieb Müller. Mitten in den heiteren Frieden seiner Stellung als Universitätsassistent werden Einsparungsmaßnahmen angekündigt. Die ruhige Arbeit an der Habilitation, die kleinen Freuden des wissenschaftlichen Alltags, das Buhlen um Professorengunst -all das soll zu Ende sein? Wut ist Müllers erste Reaktion, doch sie weicht bald dem Schweinemut.

Schweinemut, die alte deutsche Form von Melancholie - genau das ist die Gemütsverfassung des Eigenbrötlers. Er fährt ziellos umher, düstere Zukunftsaussichten verschmelzen mit unangenehmen Jugenderinnerungen, ehe ihn seine Freundin mit der Mitteilung aus der dumpfen Hoffnungslosigkeit reißt, im Radio sei der Kürzungsplan als unzutreffendes laut Gedachtes eines untergeordneten Beamten bezeichnet worden.

Kinder führt den Leser behutsam, ohne Spott durch die Geschichte von Melancholie und Resignation. Es ist die Resignation des spezialisierten Intellektuellen, der den Kontakt zu den Studenten, zur realen Umwelt verliert und außerhalb seines Fachgebietes nicht lebensfähig ist. Durch jede unbedachte Äußerung sieht er seine Position gefährdet, er fügt sich, wo er eigentlich widersprechen will, schweigt lieber, wo er Unrecht erkennt. Es gibt zu viele solcher Müder, Resignierter, daß man den Roman als bloß witzigen fiktiven Text beiseite legen könnte.

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