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Angst in der CSFR

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Große Unsicherheit, ja Angst herrscht nach den Worten des Brün-ner Volkspartei-Politikers und Krebsspezialisten Bohumir Lang angesichts der bevorstehenden tschecho-slowakischen Kommu-nalwahlen (24. und 25. November) unter jenen Kommunalpolitikern, die erst vor kurzem in die Politik eingetreten sind. "Kaum einer weiß, was er den Leuten im j etzigen Wahlkampf sagen, was er ihnen ver-\ sprechen soll", so Lang gegenüber der FURCHE.

An erster Stelle nennt der seit Februar in der Politik tätige Wis-senschaftler und Herausgeber einer christlich-orientierten Dialog-zeitschrift für Akademiker, der sich heute Donnerstag in einer Sendung von Radio Brünn Hörerfragen stellt, die Angst der Reformer vor der Öffentlichkeit: "Niemand kennt unsere ökonomische Lage genau. Über das volle Ausmaß der Schäden gibt es keine Analysen. Daher kann auch keiner die notwendigen Prioritäten setzen." Zudem kümmerten sich derzeit die in der Kommunistenära mit Berufsverbot oder Behinderungen aller Art belegten Akademiker vorrangig mit ihrer eigenen Berufskarriere: Die Angst, Versäumtes nicht mehr aufzuholen, sei übergroß. Den Verunsicherten falle der Gang in die Politik sehr schwer. Schließlich - so Lang - gebe es noch die Angst, die Kommunisten auf kommunaler Ebene nicht wirklich ausschalten zu können.

Der Nationalismus als zentrifugale Kraft macht zudem der CSFR schwer zu schaffen. Präsident Vaclav Havel (auf dem Foto bei einer Besprechung mit slowakischen und mährischen Politikern vor kurzem in Slavkov/Austerlitz) versucht sich redlich im Ausgleich. Verfassungs-überlegungen gehen dahin, daß im Rahmen der tschecho-slowakischen Republik Prag, Böhmen, Mähren, die Slowakei und vielleicht sogar Schlesien als Bundesländer neu errichtet werden.

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