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Atompilz auf Seide
DIE CHINESISCHE WOLKE. Von Ry an - S umm erlin. Verlag Wegn r. 280 Seiten. DM 20.—.
Allein in Holland gibt es mehr als 1000 Chinarestaurants. Kein Wunder, daß der westliche Mensch, der das Wort China hört, unwillkürlich sofort an exotische ostasiatische Leckerbissen denkt: Bambussprossen, Erb- senkeimlinge, Schwalbennest, Haifischflossen, Frühlingsrolle, Pekinger Ente und was sonst noch alles. Es gehört schon zum guten Ton, chinesisch zu essen. Vorsicht. üe chinesischen Schwammerl sind nicht nur zum Verzehren da! Sie könnten auch den Tod bringen; aber nicht auf dem Eßtisch von heute, sondern wahrscheinlich (hoffentlich nicht!) auf dem Schlachtfeld von morgen.
Während der Frühjahrsmesse 1967 in Kanton wurde ein von einem chinesischen Handwerkskünstler mit echten, duftigen, allerdings getrockneten chinesischen Champignons zusammengesetzter Atompilz ausgestellt. Ein braunroter Nuklearschirm auf himmelblauer Seide. Eine chinesische „Futuristi-Kunst“ ä la Mari- netti? Welchen Regen wird die chinesische Wolke in Zukunft bringen? Welche Vergangenheit hat die chinesische Radioaktivität verursacht? Das Buch von William L- Ryan und Sam Summerlin hat“ die Antwort. Noch vor dem Ausbruch des Koreakriegs mußten die Chinesen in den Staaten beim Besuch des Theaters usw. den gleichen „farbigen Eingang“ benutzen wie die Neger, Erst durch die Intervention Pekings in
Korea schufen sich die Chinesen Respekt in Amerika. Ein trauriges und beschämendes Ergebnis der sogenannten christlichen Zivilisation! In der „Republik Südafrika“ heute leben die Chinesen noch unter einem recht komischen Zustand: Sie sind zwar nicht von der Apartheid direkt betroffen und dürfen mit den Weißen Zusammenleben, doch es ist gesetzlich illegal. Nur die Japaner, obwohl sie gleichfalls „gelbe Teufel“ sind, genießen das volle Recht der Weißen. Wahrscheinlich könnten die Chinesen in Südafrika erst durch eine neue Intervention Pekings irgendwo in der Welt ihre Lage endgültig verbessern.
Die Japaner in Nippon selbst haben jedoch den Atomtod in Hiroshima und Nagasaki nie vergessen. Es ist auch kein Wunder, daß die junge Generation Japans ziemlich pekingorientiert ist — kombiniert mit dem „Heimweh“ der älteren Generation nach dem Festland. Natürlich ist das auch eine Art Rassenwahn hier und da, den der McCarthyismus in den fünfziger Jahren in den USA schon erfolgreich praktiziert hatte.
Mr. Joseph McCarthy hat auch den sino-amerikanischen Atomphysiker Tsien Hsueh-sen und viele andere Nuklearwissenschaftler chinesischer Abstammung in die Hände Mao Tse- tungs getrieben.
William L. Ryan und Sam Summerlin stellen diese haarsträubende Tatsache in ihrem Buch „Die chinesische Wolke“ sehr objektiv und ausführlich dar. Ein veralteter Witz wollte wissen, daß die amerikanischen und russischen Raketen und Raumschiffe im Himmel einander in deutscher Sprache begrüßen. Aber auch Wernher von Braun verdankt seine heutige Karriere zum Teil Tsien Hsueh-sen; da Tsien als Oberst der US-Luftwaffe gemeinsam mit den anderen amerikanischen Gehirnsuchem Wernher von Braun und die anderen deutschen Wissenschaftler nach dem zweiten Weltkrieg aus Deutschland in die USA holte.
Diese wundervolle deutsch-ameri- kanisch-chinesische Mischung hat schließlich Mao Tse-tung verholfen, eigene Atombomben zu entwickeln Das Tor des’ Atomklubs, wie die Pförte ‘der ‘ internationalen Organisation zum Beispiel UNO überhaupt, bleibt Peking vorerst verschlossen. Doch wie lange kann diese Situation noch dauern?
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