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Bomben auf den Mond

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Es ist zum Heulen, aber es ist nicht zu leugnen, daß der Mensch, überall, wohin er seinen Fuß setzt, zuerst mit der Zerstörung anfängt. Auch in Sachen Mond hat man diese Regel konsequent befolgt und nunmehr zur Leitlinie künftiger Forschung erhoben.

Zunächst hat die Angelegenheit noch ziemlich harmlos ausgesehen. Die Lunauten von Apollo 12 hatten nämlich den Auftrag, nach ihrem Wiederaufstieg von der Mondoberfläche und nach der Ubersiedlung in das zur Erde, zurücteführenide Raumschiff die sogenannte Mondfähre „Intre-päd“ mit Raketenantrieb auf die Mondoberfläche zurückstürzen zu lassen. Ein auf dem Mond zurückgelassener Seismograph sollte die Bodenerschütterungen messen, die das rund 2600 Kilo schwere Gerät beim Aufschlag auf dem Mond erzeugen mußte.

Es klappte tatsächlich alles wie am Schnürchen — wie geplant, sagt man heute —, der Seismograph meldete

gehorsam sofort den Aufschlag, aber man spürt förmlich aus der Meldung über diesen „Erfolg“, wie sich den auf der Erde beobachtenden Wissenschaftlern dabei langsam die Haare zu sträuben begannen. Obwohl nämlich die Gewalt des zerschmetternden Aufschlags der Mondfähre nur einer Sprengistoffmenige entsprach, mit der man im Herbst 1969 die Skipiste auf dem Untersberg bei Salzburg von einer größeren Felsmasse reinigte — eine Sprengung also, die in den beim Untersberg gelegenen Dörfern nicht einmal die Fensterscheiben klirren ließ — obwohl es sich somit um nicht mehr für den Mond als um einen kleinen Mückenstich handeln konnte, erzitterte der Mond wie bei einem riesigen Rataströphenbeben'üna das gleich “55 Minuten lang. Die Wissenschaft, zunächst zutiefst betroffen, hat sich natürlich alsbald zu einer Erklärung gesammelt, indem sie verkündete, daß der Mond offenbar nichts anderes als ein großer loser Schutthaufen ist. Eine unsympathische Feststellung.

Aber eine solche überraschende Erkenntnis läßt selbstverständlich Wissenschaftler nicht ruhen. Man wird also beim Apollo 13-Flug im März 1970 die viel schwerere dritte Stufe der Saturnrakete, statt sie im Weltraum verschwinden zu lassen, mit einer noch viel größeren Geschwindigkeit als die Intrepid auf dem Mond aufschlagen lassen. Doch auch das genügt den modernen Wissenschaftlern nicht. Der amerikanische Mondforscher Dr. Gary Latham von der Columbia-Universität will dem Mond am besten mit einer Atombombe auf den Leib rücken. Ein internationaler Stopvertrag verbietet allerdings die Verwendung von Atombomben im Weltraum, aber der Gelehrte ist der Ansicht, daß die Sowjetunion dem Atomversuch auf dem Mond schon zustimmen wird. Für die „Wissenschaft“ gibt es ja keine Grenzen...

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