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Die Frage aller Fragen

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WAS IST DAS EIGENTLICH — GOTT? Herausgegeben von Hans Jürgen Schultz. München: Kösel-Verlag, 1969. 8 (= Die Bücher der Neunzehn. Band 169.) 289 Seiten. DM 12.80.

Diese Frage des deutschen Schriftstellers Kurt Tucholskys versuchen bekannte deutsche Philosophen, Theologen und Naturwissenschaftler, deren einzelne Beiträge ursprünglich in einer Sendereihe des Süddeutschen Rundfunks gesprochen wurden, zu beantworten. Ihre Namen seien ausnahmsweise angeführt: Amery, Auer, Blank, Brox, Deissler, Dirks, Flügel, Fries, Görres, Kerenyi, Metz, Möller, Rahner, Ratzinger, Rombach, Schaefer, Schlette, Schutz, Seckler, Spaemann, Vogel, Vorgrimm-ler, Walraff, Welte. Können Sie eine Antwort finden? Bevor die Frage „Was eigentlich Gott sei“, beantwortet werden kann, muß wohl überhaupt „sicher“ sein, daß Gott existiert. Von der Existenz Gottes scheint der Großteil der Menschheit überzeugt zu sein, da sich in jeder Sprache wenigstens das Wort „Gott“ findet. Auf die zweite Frage sind In der Geistesgeschichte der Menschheit schon viele „Antworten“ versucht worden. Wenn das Vaticanum I 1870 definiert hat, daß Gott mit Sicherheit aus den geschaffenen Dingen erkannt werden kann, so ist damit wohl die Möglichkeit der Erkennbarkeit Gottes behauptet, nicht aber, ob tatsächlich alle Menschen zu dieser Erkenntnis gelangen, noch weniger ist damit entschieden, ob sich die Menschen von diesem Gott das „richtige Bild“ machen. Allzu oft war dieser Gott nur ein Wettergott, Hüter der „gottgewollten Ordnung“ (Feuerbach), Entwurf und Kreatur des Menschen. Diese Gottesbilder sind im Laufe der Geschichte erbarmungslos entideologisiert worden, wenn auch manche dieser Bilder bis auf unsere Tage hartnäckig ihr Dasein fristen. Für den, der glaubt ist die Frage: „Wer ist das eigentlich — Gott?“ seit Jesus Christus „nicht mehr ahne Antwort“ (Ratzinger). Er hat nicht so sehr unsere intellektuelle Neugier über Gott befriedigt, sondern uns durch Sein Leben beispielhaft gezeigt, daß wir erst dann wissen, wer eigentlich dieser Gott ist, wenn wir uns auf Ihn glaubend, hoffend und liebend eingelassen haben. Dies ist nicht so sehr ein Wissen über Gott, sondern vielmehr ein Erfahren Gottes, das alles Wissen weit in den Schatten stellt. Wenn man sich die Frage vorlegt, warum kann ich an Gott glauben, obwohl, wie der Nichtglaubende(J. Amery) behauptet, die „großen Entscheidungen dieses Jahrhunderts ohne Gott getroffen worden sind“ und daher so viele unserer Zeitgenossen nicht an Gott glauben können, so kommt einem erst so richtig zum Bewußtsein, daß Glaube ein Geschenk Gottes ist. So bleibt wahr, was erst kürzlich der Schweizer Neu-testamentler, E. Schweizer, in seinem neuesten Buch (Jesus Christus im vielfältigen Zeugnis des Neuen Tesaments, München & Hamburg 1968, S. 48) geschrieben hat: „Sowenig Gott lehrbar ist, so wenig ist er beweisbar. Aber er beweist sich selbst dort, wo ein Mensch es wagt, mit Ihm zu rechnen und mit Ihm zu leben.“

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