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ELEGISCHE LANDSCHAFT

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Hast du das einmal gehabt auch,

dieses Daheimsein in einem sicheren Umkreis,

über den hinaus nichts mehr du sahst und der deine Welt war?

Dort war der Morgen, und an jeglichem Tage trennte die Wasserscheide mit den Gewässern lang auch die kommende Sonne vom Tal in der Stille.

Und da war der Mittag und der Wald und das Steingebirg, waren die Wälle von Spitzen, Zacken und hütenden Kronen vor dem Tal des Friedens und ließen den Föhn nicht herein.

Und wieder da war der Abend über den welligen Hügeln und die schrägen Strahlen standen wie Heere von Lanzen und teilten die Landschaft in hundert Kulissen in so vielen Farben.

Und warfst du den Rücken herum und stattest gegen den Norden, dann war eine Wand von dumpfen, drohenden Wäldern, finster in sich schon und wartete stumm auf die Nacht.

Und wenn sie dann kam, ungewiß schimmernd im

Himmelsgeflimmer, Ruhe war da, nicht mehr rauschten Gräser und Ähren, und etwas

hub an,

von sehr fern hub es an: ein unendliches Singen.

Hast du das alles gehabt, früher einmal,

dann ist dir nicht leid, was auch vergangen,

dann weißt du jetzt erst ganz das Geschenk jener Tage.

Bist du viel weiter gewandert und hast dir neue Welten gesucht,

immer war wieder ein Morgen, Mittag war da,

der Abend kam und von drüben die Nacht; nichts weiter gab es.

Aber wie der Morgen dir aufstieg, der Mittag dir glühte,

wie der Abend versank und die Nacht dich umhüllte,

dies war der Umkreis, der dein Leben enthielt, und nichts weiter.

Nichts weiter? Ist es genug nicht, dies alles zu haben, das Deine genannt zu haben, das Deine nennen zu dürfen? Laß es genug sein. Bedenke und danke. Nichts weiter.

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