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Geben und nehmen

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Fast 80 Prozent aller asiatischen Studenten an den Universitäten der Vereinigten Staaten bleiben nach Abschluß ihres Studiums in den USA. 1965 arbeiteten dort 3760 Ärzte, die von den Philippinen stammten, 1293 aus Indien und 1180 aus Mexiko.

1966 kamen von den in die USA Eingewanderten mit wissenschaftlicher Spezialausbildung 46 Prozent aus Entwicklungsländern. Die Industrieländer mit ihrer rapiden Entwicklung von Wissenschaft und Technik wirken auf die „studierten“ jungen Leute aus Asien, Afrika und Lateinamerika wie ein Magnet, denn sie bieten ihnen nicht nur die Resultate der neuesten Forschung sowie Entfaltungsmöglichkeiten für ihre Talente, sondern auch Gehälter, von denen sie bei sich zu Hause nicht einmal zu träumen wagten.

So entsteht ein verhängnisvoller Circulus vitiosus: Auf der einen

Seite investieren die Industriestaaten riesige Summen in die unterentwickelten Länder. Aber die Menschen, die mit Hilfe dieser Gelder an den dortigen Universitäten ausgebildet werden, sind nach einigen Jahren „Export“. Die wohlgemeinte Hilfe verkehrt sich, wenn die Lehrer, Techniker und Ärzte von den Industriestaaten nicht nur aufgesaugt, sondern geradezu auch abgeworben werden, in ihr Gegenteil: Sie wirkt als eine neue Art der Ausbeutung.

Zu dieser düsteren Diagnose kommt das katholische Missionsmagazin „Kontinente“ auf Grund des Berichts eines Soziologieprofessors aus Teheran, der drei Monate lang im Auftrag der UNO durch Mexiko, Peru, Chile, Argentinien, Brasilien, Marokko, Tunis, Senegal, Pakistan und Persien reiste.

Es ist wichtig, dies einmal mit aller Deutlichkeit gesagt zu bekommen, obwohl noch keine Mittel zur Hand sind, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Und je länger und intensiver man sictL rnit dem „Dschungel der..sogenannten „Entwicklungshilfe“ in Ihren vielfältigen FgxmUu auseiwud n setzt, desto klarer wird die Notwendigkeit eines internationalen Gesamtkonzepts. Jedermann fühlt sich bemüßigt, herumzjupfuschen. Und wie man die Arbeiterfrage des 19. Jahrhunderts nicht mit der Mildtätigkeit adeliger Fräuleins lösen konnte, so kann man auch nicht die Zukunft der Dritten Welt durch woihlgemeinte „Caritas“ gestalten.

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