6643364-1958_09_02.jpg
Digital In Arbeit

GUTER MOND

Werbung
Werbung
Werbung

Guter Mond ... Die Mondromantik und der Mondscheinzauber der „guten, alten Zeit“ setzt eine Welt voraus, in der auch der unzufriedenste und unfriedlichste Erdenbürger nachts, wenn sein Streitwille schläft, ruhig und sicher zum Mond hinaufsieht. Zum „Mann im Mond“, den Wilhelm Hauff besingt.

Im Schlagschatten der Sputniks und Explorer nimmt der Mann im Mond andere Züge an; wird zu einem Mann in Waffen.

Soeben hat ein führender amerikanischer Generalstäbler erklärt, daß die Vereinigten Staaten unbedingt den Mond besetzen müssen, da es ihre Sicherheit erfordere. (Was die Sowjets über den Mond denken, werden vielleicht in Bälde einige neue kleine rote Monde ansagen.)

Sicherheit! Wie seltsam hat sich dein Sinn verkehrt, edle Dame! Da du auf der Erde scheinbar keinen Ritter mehr findest, der dich genugsam betreut, will man dir am Mond eine Freistatt schaffen: in Waffen natürlich, durch Männer in Waffen ...

Wandel der Epoche: Kopernikus, der Domherr im Ostland, Galilei, Newton sahen mit unerschütterlichem Vertrauen in den Weltraum auf, ersahen in ihm das strahlende Gesetz der Gottheit. Erforschten die Gesetze des Weltraumes im Vertrauen auf den Gott, der, dem Wort des Psalmes gemäß, alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet hat.

Heute späht die große Angst, das entsetzliche Mißtrauen geängsteter Männer in eben denselben Weltraum empor und will ihn für diese Angst erschließen, besser und wörtlicher, erschießen: sich erschießen als Bastionen, feste Burgen für seine Waffen.

Der Uebergang von einem großen Glauben zu einem großen Nicht-mehr-glauben-Können wird vielleicht durch nichts so drastisch angeig; wie durch diese Pläne, den Mann im Mond zu armieren. Wobei nur sekundär interessant ist, welche Flagge auf seiner Ritterrüstung im Atommodell weht...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung