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Hysterie mit ernstem Kern

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Seit man annimmt, daß die das Gehirn zerstörende Krankheit BSE („Binderwahn") auf Menschen übertragbar ist -sie gleicht dem bisher sehr seltenen Creutzfeld-Jakob-Syn-drom - ist Feuer am Dach. Dahinter steht eine wirtschaftliche Katastrophe, vor allem für Großbritannien, wo die Seuche ausgebrochen ist, aber auch die Sorge vieler Menschen darum, was sie morgen essen und trinken werden.TJer stei-rische Versuch, von Wien, das einen Teil seines Wassers aus der Steiermark bezieht, eine Wasserabgabe zu kassieren, zeigt, wie kostbar gutes Trinkwasser zu werden beginnt.

Sicher haben manche Gruppen, etwa fanatische Vegetarier oder Konkurrenten der Rindfleisch-Industrie, Interesse daran, die BSE-Hysterie anzuheizen. Aber daß die Entwicklung zu einer industriellen Nahrungsmittelproduktion mit problematischen Eingriffen in die Natur verbunden war und ist, läßt sich nicht bestreiten. So wurde erst jüngst gemeldet, daß auf Getreide übertragene Gene, die die Pflanzen gegen Unkrautvertilgungsmittel resistent raachen sollten, mit der Zeit auch das Unkraut in der Umgebung gegen diese Mittel resistent machten. Und hätte man britische Rinder nicht statt mit Gras mit Tierfuttermehl (aus verseuchten Schafen) gefüttert, wäre das Problem wohl nie aufgetreten, und man müßte auch nicht zittern, daß der Erreger - mutiert und damit gefährlicher - wieder Schafe oder Haustiere, die Rindfleischprodukte verzehren, befällt.

Hinter dem relativ großen Erfolg des Tierschutzvolksbegehrens steckt ein wachsendes tiefes Unbehagen über den Umgang mit der Natur. Man sollte die 460.000 Unterschriften als Appell sehen, Tiere (und Pflanzen) artgerechter zu behandeln, nicht unbedingt „menschlicher", denn Aktionen der Spezies Mensch gehen bisweilen auf keine Kuhhaut!

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